Bauhaus-Gebäude waren häufig als einfallslose, weiße Schachteln verschrien. In Tel Aviv zeigt nun ein Architekt, dass man die Idee mit der Faltschachtel noch viel weiter treiben kann und schafft einen spektakulären Museumsbau.
Wenn Sie glauben, dass Sie bereits alle Atrium-Treppenhäuser dieser Welt gesehen haben, dann schnell auf nach Tel Aviv. Hier schafft es der Harvard-Architekt Preston Scott Cohen, regulär kubische Ausstellungshallen in einem dreieckigen Gebäude auf fünf Etagen zu einem spektakulären Bau zu verfalten und dabei auch noch über ein zentrales Atrium mit teils hyperbolischen Flächen Licht bis in die drei unterirdischen Tiefgeschosse zu bringen. In den Museumsräumen konkurriert die Architektur nicht mit der ausgestellten Kunst. Es sind meist weiße, kubische Räume mit guter Belichtung. Aber davor, dazwischen und außen herum wird es spektakulär.

Doch von Anfang an. Das Kunstmuseum von Tel Aviv wurde 1932 von Meir Dizengoff, dem ersten Bürgermeister von Tel Aviv, ins Leben gerufen. Er stiftete dafür sein Privathaus. Erster Museumsdirektor wurde 1933 der frühere Leiter der Kunstsammlung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Karl Schwarz. Die Sammlung des Museums mit moderner Kunst wuchs dank großzügiger Spenden schnell an. 1971 konnte das Museum am heutigen Standort einen Neubau beziehen. Die weiter wachsende Sammlung international bedeutender Werke der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts brauchte bald mehr Raum. Auf einem angrenzenden Grundstück im Kulturviertel von Tel Aviv sollte ein Anbau entstehen.

Tel Aviv war mit den Gebäuden aus der Bauhaus-Zeit inzwischen UNESCO-Weltkulturerbe geworden und entsprechend selbstbewusst startete die Planung.

Preston Scott Cohen, ein Havard-Professor aus Cambridge gewann 2004 den Architekturwettbewerb. Er knüpfte an die Ideen eines seiner Amtsvorgänger in Cambridge, Walter Gropius, an und plante eine Bauskulptur, die in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich ist. Das Grundstück ist dreieckig. Drei Etagen sind unterirdisch. Die Ausstellungsräume sollten kubisch und schlicht sein. Er faltete die Außenwände zu einer sonst schmucklosen Bauskulptur zusammen. Innen gruppierte er die Ausstellungsräume um ein von ihm „Lightfall“ genanntes Atrium, das Tageslicht von oben bis in die unterste Etage bringt. Dazu gibt es ein wildes Gewirr von weißen polygonalen und betonierten hyperbolischen Flächen, die sich um Treppen und Gänge gruppieren. Eine gute Beschriftung lässt den Besucher nicht ganz die Orientierung verlieren.
Preston Scott Cohen ist Professor an der Harvard Graduate School of Design und leitet in Cambridge, Massachusetts, ein nach ihm benanntes Architekturbüro. Als Direktor des Institutes war er einer der Nachfolger von Walter Gropius, der das Institut mit aufgebaut hat. Das nach den Stiftern benannte Herta and Paul Amir-Building des Tel Aviv Museum of Art ist eines seiner ersten Großprojekte.
Literatur:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/Tel_Aviv_Museum_of_Art
/2/ https://www.archdaily.com/137601/tel-aviv-museum-of-art-preston-scott-cohen
/3/ https://www.dezeen.com/2011/11/22/herta-and-paul-amir-building-at-the-tel-aviv-museum-of-art-by-preston-scott-cohen/#
/4/ https://www.architectmagazine.com/awards/annual-design-review/herta-and-paul-amir-building-tel-aviv-museum-of-art_o
/5/ https://en.wikipedia.org/wiki/Preston_Scott_Cohen
/6/ https://prestonscottcohen.com/TEL-AVIV-MUSEUM-OF-ART
Die Webseiten wurden am 23.11.2022 abgerufen.
Das Gebäude steht in der Sderot Sha’ul HaMelech 27, Tel Aviv-Yafo, Israel
Download der Printversion: 177_Tel-Aviv_Art_Museum_K89-2023