Als die Teufelstalbrücke 1938 eingeweiht wurde, galt sie als eine der schönsten Brücken Deutschlands und als ingenieurtechnische Meisterleistung. Mit einer Spannweite von 138 Metern war sie eine der größten Stahlbetonbogenbrücken Europas.
Wäre die Autobahn A4 als Bestandteil der Europastraße 40 heute angelegt worden, hätte die Route sicherlich den Titel „Neue Seidenstraße“ bekommen. Führt die Route doch von der britischen Kanalfähre über Brüssel, Köln, Eisenach, Dresden und Bautzen weiter nach Breslau, Lwiw, Kiev und von dort weiter über Samarkand und Taschkent bis an die Grenze nach China. Als die Route Ende der 1920er Jahre angelegt wurde, dachte noch niemand an den Begriff Seidenstraße. Es waren andere, nicht immer friedliche Motivationen, die zum Bau der Straße geführt haben. Fertig wurde sie auch nie. Auf den 8 000 Kilometern fehlt bis heute ein entscheidendes Stück zwischen Köln, Olpe und dem Kirchheimer Dreieck in Nordhessen. Also quält sich der Verkehr bis heute über Frankfurt.

Bei dem Bau der Strecke in den 1930er Jahren gab es in Thüringen einige spektakuläre Brückenbauten. Eine davon war die Überquerung des kleinen, tief eingeschnittenen Teufelstals in unmittelbarer Nähe des Hermsdorfer Kreuzes. Ob die Überbrückung nun ein Prestige-Bau der Architekten war, sei dahingestellt. Das Tälchen, in dem nur ein Forstweg verläuft, endet 2 Kilometer südlich in einer Ebene, die auch das Kreuz der parallel verlaufenden Landstraßen aufnimmt.

Die Brücke wurde 1936 geplant. Der Entwurf geht auf den Bauingenieur Arnold Agatz zurück. Die architektonische Gestaltung wird Paul Bonatz zugeschrieben, er war in dieser Zeit der baukünstlerische Berater für die gesamte Planung der Autobahnbrücken in Deutschland. Der Bau als weit gespannte Stahlbeton-Einbogenbrücke war damals sehr kühn. Mit einer Spannweite von 138 Metern sollte das Bauwerk die größte Einbogenbrücke in Mitteleuropa werden. Für die Errichtung der Bögen wurde ein großes Holzgerüst erstellt. Da für jede Richtungsfahrbahn ein Bogen gebaut wurde, konnte das Gerüst als Ganzes seitlich verschoben werden. Jeweils 12 Ständer auf den Bögen trugen die Fahrbahn. Nach der Einweihung 1938 wurde die Betonoberfläche durch Steinmetze von Hand bearbeitet, um dem Beton das Aussehen von Naturstein zu geben.

Nach 60 Jahren wurde die Brücke für den sechsstreifigen Ausbau der Autobahn zu klein. Der Bau einer neuen parallelen Brücke wurde beschlossen. Die Bogenform sollte beibehalten werden, lediglich die Zahl der Ständer wurde auf je sechs verringert. 1999 wurde nach vielen Diskussionen dann die immer noch intakte, alte Brücke abgerissen und auch durch einen Neubau ersetzt.
Der deutsche Architekt Paul Bonatz (1877-1956) wird dem Traditionalismus zugeschrieben und gilt als einer der Hauptvertreter der sogenannten Stuttgarter Schule. Bekannt wurde er durch den Bau des heute viel diskutierten Stuttgarter Hauptbahnhofs. In den 1930er Jahren war er als künstlerischer Berater am Bau von zahlreichen Autobahnbrücken beteiligt.
Literatur:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/Teufelstalbrücke
/2/ http://www.hermsdorf-regional.de/autobahn-rasthof/Teufelstalbruecke/teufelstalbruecke-1.html
/3/ https://www.brueckenweb.de/2content/datenbank/bruecken/3brueckenblatt.php?bas=5862
/4/ http://www.ak190x.de/Bauwerke/RAB/RAB-Teufelstalbruecke.htm
/5/ https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Bonatz
Die Webseiten wurden am 25.10.2022 abgerufen.
Über die Brücke führt die Autobahn A4 von Jena zum Hermsdorfer Kreuz in Thüringen.
Download der Printversion: 175_Teufelstalbruecke_K88-2022