Nicht nur die Hard-Rock-Band Rammstein nutzte die emotionale Wirkung des skurrilen Turms in Berlin als Cover für ihre CD „Zeit“. Auch die US-Schauspielerin Charlize Theron rannte schon die Treppe hinauf für einen Science-Fiction-Film.
Als 1932 die ersten Aliens in Berlin landeten, errichteten sie in der Nähe des Flugfeldes Johannisthal eine kleine Homebase. Es entstand ein 20 Meter hoher Turm, mit dem der leuchtend blaue Leitstrahl erzeugt wurde, auf dem die Untertassen lautlos einschwebten. Zum Antrieb nutzten sie die elementare Kraft märkischer Kartoffeln, zu deren Aufbereitung eine kleine Treibstofffabrik nach dem Prinzip des doppelten Thermomix gebaut wurde. Hier wurden die Kartoffeln vorgekocht, bevor sie dann mit lautem Getöse in die MoX-Brennelemente der Untertassen eingeführt wurden. Nach dem Abzug der Aliens wurden die Anlagen noch lange vom deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt genutzt. Das Prinzip der Treibstoffaufbereitung ist bis heute in Küchenmaschinen weit verbreitet.

Es war alles ganz anders. 1909 wurde in Berlin das geschichtsträchtige Flugfeld Johannisthal eröffnet. Am Randes Flugfeldes entstand kurz darauf die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DLV). Die ersten Prüfstände der DLV wurden 1914 vom Militär übernommen. Erst nach der Lockerung des Versailler Vertrages in den 1930er Jahren nahm die Forschung am Standort in Adlershof Fahrt auf. Zunächst für die zivile Luftfahrt und dann auch fürs Militär baut die DLV modernste Prüfstände. Allen voran entsteht 1932-34 der große Windkanal, ein langer Strömungstunnel zur aerodynamischen Untersuchung und Optimierung von Flugzeugen und Flugzeugteilen.


In unmittelbarer Nähe wurde ein schallgedämpfter Prüfstand für Flugzeugmotore erstellt. Insbesondere Propellermotore mit bis zu 5 Metern Durchmesser konnten hier auf Belastbarkeit und Zuverlässigkeit untersucht werden. Charakteristisch sind die beiden 15 Meter hohen schallgedämpften Ablufttüme.
Das architektonische Highlight der damaligen Bauten ist jedoch der 1934-36 gebaute, 20 Meter hohe Trudelturm. Es ist ein senkrechter Windkanal, in dem von einem umlaufenden Gang in der Mitte mit Hochgeschwindigkeitskameras das Verhalten von Flugzeugmodellen bei einem gefährlichen Strömungsabriss und dem Übergang ins sogenannte Trudeln gefilmt werden konnte. Es wurden Möglichkeiten erforscht, wie ein damals sicherer Absturz steuerungstechnisch noch verhindert werden kann. Damals militärisch relevant, ist das Thema auch heute noch ein wichtiges Kriterium für die Zulassung neuer Flugzeuge und für die Ausbildung von Piloten.
Physikalische und ingenieurwissenschaftliche Groß-Experimente erfordern manchmal eine spezielle, funktionale Architektur, die unsere Sehgewohnheiten herausfordert. Davon zeugen die Artefakte der aerodynamischen Forschung in Berlin-Adlershof genauso, wie zum Beispiel der Einstein-Turm in Potsdam oder der Kofler-Accelerator in Israel.
Literatur:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/Trudelturm
/2/ https://blickdicht-fotografie.de/magische-orte-3-der-trudelturm-in-berlin-adlershof/
/3/ https://industriekultur.berlin/ort/aerodynamischer-park-adlershof/
/4/ https://www.berliner-kurier.de/berlin/das-cover-der-neuen-platte-zeit-von-rammstein-was-ist-das-fuer-ein-komischer-turm-hier-koennen-sie-ihn-besichtigen-und-das-ist-das-geheimnis-des-bildes-li.226022
Die Webseiten wurden am 24.08.2022 abgerufen.
Der Artikel enthält Fake-News.
Die Gebäude stehen in Berlin-Adlershof im Aerodynamischen Park an der Kreuzung der Straße „Zum Trudelturm“ und der Brook-Taylor-Straße.
Download der Printversion: 173_Trudelturm-Berlin_K87-2022