In den 1930er Jahren war Forst in der Lausitz in Deutschland das Zentrum der Tuchmacher. Um die Wohnungsnot zu lindern, entwarf der Stadtbaurat Rudolf Kühn ein einzigartiges Bauprojekt, das bis heute Jerusalem-Siedlung heißt.

Neu-Jerusalem war in den 1930er Jahren ein Schimpfwort für die überall entstehenden und schnell hochgezogenen Siedlungen der Bauhauszeit. Der Baustil fand am Anfang meist wenig Akzeptanz. In Forst in der Lausitz hält sich der Name bis heute.

Die Jerusalem-Siedlung in Forst in der Lausitz wirkt heutzutage durch die schlichten, immer gleichen Häuser und die umschließende Mauer wie aus der Zeit gefallen.

Die Stadt Forst entwickelte sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts zum deutschen Zentrum der Tuchmacher. In großer Anzahl entstanden in der Stadt Fabriken der Wollspinnerei und Wollstoffherstellung. Einen weiteren Aufschwung nahm diese Industrie, als 1893 eine als Straßenbahn gedachte Schienenverbindung die zahlreichen Kleinbetriebe verband und damit ohne Umladen Materialien und vor allem Kohle in die Fabriken brachte. Die „Schwarze Jule“ genannte Bahn prägte fortan das Stadtbild.

Die Häuser in der Siedlung sind mit einer geschlossenen Mauer verbunden und wirken damit wie einen abgeschlossene Gemeinschaft.

 

Die 1925-27 gebaute Siedlung trägt auf Grund der kubischen Flachdachhäuser bis heute den Namen Jerusalem-Siedlung.

Die Stadt wuchs schnell. Allein von 1900 bis 1939 vervierfachte sich die Einwohnerzahl. Es gab über 280 Tuchfabriken in der Stadt. In den dreißiger Jahren warb man damit, dass inzwischen jeder fünfte Deutsche einen Anzug aus Forster Tuch trug. Kurze Zeit später wurden diese Anzüge dann Uniformen.

Um der Wohnungsnot zu begegnen, entwarf der umtriebige Stadtbaurat Rudolf Kühn 1925/26 ein visionäres Siedlungsprojekt. Entlang der Schwerinstraße entstand die Wohnsiedlung „Jerusalem“: 22 einfache Gebäude mit flachem Dach verbunden durch eine geschlossene Mauer. Die Zweifamilienhäuser hatten im Inneren des durch die Mauer umringten Baugebietes große Grundstücke zur Eigenversorgung. Es entstand der Eindruck einer abgeschlossenen Kommune, oder um im Bild zu bleiben, eine Form eines Kibbuz. Später wurde die Siedlung noch durch weitere Gebäude ergänzt, die sich jedoch nicht mehr in den Mauerverbund einordneten.

In den letzten Wochen des Krieges wurde Forst schwer zerstört. Die Siedlung überlebte. An einigen der Häuser sind noch heute Spuren der Kämpfe zu erkennen. Die Tuchfabriken kamen allerdings nur schwer wieder in Gang. Doch nach und nach wurde Forst erneut der wichtigste Standort für Wollstoffe in Ostdeutschland. Auch bei C&A und Quelle war Kleidung aus Forster Wollstoffen wieder im Sortiment.

Die Siedlung jedoch hatte weiterhin eine schwere Zeit. Zu wenig Geld war da, um die Häuser zu erhalten. 1990 kam das fast vollständige Aus für die Textilproduktion in Forst. Erst jetzt, nach und nach, strahlen einzelne Gebäude wieder im alten Glanz.

Die Stadt Forst in der Lausitz war seit dem 19. Jahrhundert das Zentrum der Tuchmacher in Deutschland. In den 1930er Jahren produzierten hier über 280 Fabriken Wollstoffe für Anzüge, Jacken und Mäntel. Um der Wohnungsnot zu begegnen entwarf der Stadtbaurat  Rudolf Kühn 1925 eine Siedlung im Stile der Neuen Sachlichkeit. Die 22 Zweifamilienhäuser mit Selbstversorger-Gärten sind mit einer Mauer verbunden und erzeugen so das Gefühl einer abgeschlossenen Gemeinschaft.   

Literatur:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/Forst_(Lausitz)
/2/ https://www.lr-online.de/lausitz/forst/haeuser-wie-in-israel-_-die-forster-wohnsiedlung-_jerusalem_-36387598.html
/3/ https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Tuchindustrie_in_Forst_(Lausitz)
/4/ https://www.lr-online.de/lausitz/forst/einst-industriestadt-mit-weltruf-36027474.html
/5/ https://www.forst-lausitz.de/das-museum.130942.htm
/6/ https://edoc.hu-berlin.de/handle/18452/7622
Die Webseiten wurden am 15.09.2021  abgerufen.

Die Gebäude stehen in der Schwerinstraße 37-51 und angrenzenden Straßen in Forst in der Lausitz.

Download der Printversion: 159_Jerusalem-Siedlung_Forst_K80-2021