123 Jahre nach der Gründung wird die Darmstädter Mathildenhöhe UNESCO Weltkulturerbe. Bereits am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelte die Künstlerkolonie des Hessischen Großherzogs eine beachtliche Strahlkraft. 

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Das eindrucksvolle Ensemble auf der Darmstädter Mathildenhöhe wird heute häufig als Stadtkrone bezeichnet.

Als 1880 der Ingenieur Otto Lueger einen Wasserhochbehälter in den englischen Garten auf der Mathildenhöhe in Darmstadt baute, ahnte noch niemand, dass damit der Grundstein für ein Projekt gelegt wurde, das einmal Weltkulturerbe werden sollte.

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Die goldenen Kuppeln der russichen Kapelle St. Maria Magdalena strahlen in der Sonne.

Kurze Zeit später ließ der russische Zar Nikolaus I. neben dem Wasserbehälter vom Petersburger Hofarchitekten Benoiseine Privatkapelle errichten. Dazu wurden eigens mehrere Fuhren russische Erde angefahren, um die Kapelle auf russischem Boden zu bauen. Natürlich war er in die Pläne seines Schwagers, dem Hessischen Großherzog Ernst Ludwig, eingeweiht. 1898 berief der Großherzog sieben namhafte Künstler nach Darmstadt und gründete die Künstlerkolonie. Die Mathildenhöhe sollte das Zentrum werden.

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Der Schaueingang am Ernst-Ludwig-Haus mit den beiden Figuren von Ludwig Habich war Schauplatz der Eröffnung der ersten Ausstellung der Künstlerkolonie 1901.

Erster künstlerischer Leiter wurde der Wiener Architekt Joseph Maria Olbrich. Eine erste Ausstellung wurde geplant. Schwerpunkt war der Jugendstil mit allen Arten der Kunst sowie die Wohnhäuser der Künstler, die mit vollständiger Einrichtung der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Schließlich wollte der Großherzog mit dem Projekt das örtliche Gewerbe fördern und beleben. Der Architekt Olbrich gestaltete alle Gebäude. Lediglich der Maler und Gestalter Peter Behrens entwarf sein Wohnhaus als Autodidakt selbst. Das Atelierhaus mit seinem goldenen Eingangsportal trägt die typische Handschrift von Olbrich. Das Haus Behrens bleibt da zurückhaltender und wirkt vor allem durch einfache geschwungene Formen.

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Die Künstlerhäuser der Darmstädter Mathildenhöhe am Alexandraweg. Im Vordergrund das Haus Behrens.

Die Ausstellung wurde im Mai 1901 eröffnet. Sie fand ein weit über Darmstadt hinaus reichendes Interesse, endete aber mit einem finanziellen Desaster. Die drei nachfolgenden Ausstellungen von 1904 bis 1914  fielen deshalb deutlich bescheidener aus.  

Bereits 1903 hatten die ersten Künstler die Kolonie wieder verlassen. Insbesondere Peter Behrens, der sich gegen Olbrich nur schwer durchsetzen konnte, gründete danach in Berlin sein eigenes Büro und wurde zum Ziehvater der späteren Ikonen des Neuen Bauens Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und LeCorbusier.

Anlässlich der Vermählung von Großherzog Ernst Ludwig mit Eleonore Solms-Hohensolms-Lich stifteten die Bürger der Stadt den Hochzeitsturm. Mit dem 48 m hohen Turm gestaltete Olbrich einen weiten Blick in die Zukunft des Bauens. Der mittlere Teil des Turms, ein Ziegelbau mit über Eck laufenden Fensterbändern nimmt bereits 1908 Merkmale der späteren Bauhaus-Architektur vorweg.

Und der Wasserbehälter? Auf die Mauern des Behälters setzte Olbrich 1908 den Bau eines großen Ausstellungsgebäudes.

Bis 1914 war die Künstlerkolonie aktiv. Und nun, fast 125 Jahre nach der Gründung wird das Ensemble UNESCO-Weltkulturerbe.

1898 gründete der Darmstädter Großherzog Ernst Ludwig die Künstlerkolonie auf der Darmstädter Mathildenhöhe. Der Wiener Architekt Joseph Maria Olbrich gestaltete das Jugendstil-Ensemble in eindrucksvoller Weise. Zusammen mit den beteiligten Künstlern und insbesondere Peter Behrens entstanden in dieser Zeit die Grundlagen für einen Aufbruch in die Moderne in Kunst und Architektur. 2021 wurde dies durch die Auszeichnung als UNESCO-Weltkulturerbe gewürdigt.

Literatur:

/1/ https://www.mathildenhoehe-darmstadt.de/
/2/ https://www.mathildenhoehe-darmstadt.de/mathildenhoehe/gebaeude-objekte/
/3/ https://www.darmstadt-stadtlexikon.de/m/mathildenhoehe.html
/4/ Die Darmstädter Mathildenhöhe, Architektur im Aufbruch zur Moderne, Hrsg. Stadt Darmstadt 2003.
Die Webseiten wurden am 29.07.2021 abgerufen.

Die Gebäude stehen in Darmstadt auf der Mathildenhöhe und im Alexandraweg.

Dowload der Printversion: 157_Mathildenhoehe-Darmstadt_K79-2021