Das pünktlich zum einhundertsten Gründungsjubiläum 2019 eröffnete neue Bauhaus-Museum in Weimar gibt sich verschlossen. Es grenzt sich ab von der geschichtsbelasteten Umgebung und überzeugt vor allem durch innere Transparenz.

Die Klassikerstadt Weimar hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Mit dem Erbe des 1919 in der Stadt gegründeten Bauhauses tut man sich bis heute schwer. Erst 1995 bekam die umfangreiche Sammlung von originalen Exponaten der von Walter Gropius gegründeten Schule eine eigene Dauerausstellung, in einem Gebäude gegenüber des Theaters, in dem 1919 die Nationalversammlung die Weimarer Verfassung verabschiedete und im Blickfeld des Goethe-Schiller-Denkmals direkt davor. Der Platz für den Neubau war problematischer. Das neue Museum sollte einen selbstbewussten Gegenpol bilden zu dem von den Nazis 1937 gebauten Gauforum und sich gleichzeitig nahtlos in die Stadtlandschaft einfügen.

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Die fensterlose Eingangsseite zeigt sich verschlossen und grenzt sich damit von der geschichtsbelasteten Umgebung ab.

In einem großen internationalen Architekten-Wettbewerb 2011 gab es keinen ersten Preis. In einem längeren Verfahren setzte sich schließlich die in Berlin ansässige Architektin Heike Hanada zusammen mit Benedict Tonon durch. Hanada, die einige Zeit in Weimar verbracht hatte, kannte die lokalen Befindlichkeiten. Ihr mehrfach nachgebesserter Entwurf stellt sich als ein hellgrauer Beton-Monolith dar, der zur Eingangsseite fensterlos ist. Vom ehemaligen Gauforum kommend tritt man durch das Portal in einen andere Welt. Die Fensteröffnungen befinden sich auf der Rückseite des Baus, ausgerichtet zum Parkgelände. Lange Diskussionen gab es zur Fassadengestaltung. Die Bauherren wollten Glas. Doch eine Glasfassade vor einem geschlossenen Betonkubus macht auch nicht soviel Sinn. Übrig geblieben sind horizontale Streifen in der Fassade,  die Nachts beleuchtet sind und den kastenförmigen Bau horizontal gliedern. Innen wird es in dem Gebäude schon etwas transparenter. Großzügige Wanddurchbrüche erlauben Einblicke und Verbindungen zwischen den verschiedenen Bereichen der chronologisch aufgebauten Ausstellung.

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Der schmucklose Betonquader weist lediglich auf der Gebäuderückseite eine größere Fensteröffnung auf.

Der Bau bleibt umstritten. Von vertanen Chancen ist die Rede und insbesondere die fensterlose Frontseite wird kritisiert. Klaustrophob darf man nicht sein in dem spärlich beleuchteten Betonkasten und schon gar nicht in dem furchterregenden Treppenhaus in Richtung Ausgang.

In einem hochkarätig besetzten internationalen Wettbewerb für das neue Gebäude des Weimarer Bauhaus-Museums setzte sich die Architektin Heike Hanada (geb. 1964) zusammen mit Benedict Tonon durch. Das Museumsprojekt konnte sie bis zur Fertigstellung 2019 begleiten. Hanada studierte in Berlin und in Tokyo und arbeitete einige Jahre an der Bauhaus-Universität in Weimar. Derzeit ist sie Professorin an der TU Dortmund.

Literatur:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/Bauhaus-Museum
/2/ https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Bauhaus-Museum_von_Heike_Hanada_eroeffnet_6459291.html
/3/ https://www.detail.de/artikel/trutzburg-und-werkstatt-das-neue-bauhaus-museum-in-weimar-34058/
/4/ https://www.bauwelt.de/rubriken/bauten/Bauhaus-Museum-Weimar-Heike-Hanada-3363546.html
/5/ https://www.dbz.de/artikel/dbz_Die_Intention_war_ein_Monument_zu_schaffen_Im_Gespraech_mit_Prof._Heike_3261770.html
/6/ https://de.wikipedia.org/wiki/Heike_Hanada
Die Webseiten wurden am 18.06.2021  abgerufen.

Das Gebäude steht in Weimar, Stéphane-Hessel-Platz 1.

Download der Printversion: 155_Bauhausmuseum_Weimar_K78-2021