Angeregt durch die Bauten der Stuttgarter Weissenhofsiedlung taten sich in Köln kunstinteressierte Bauherren zusammen. In einem Parkgelände in Rodenkirchen direkt am Rhein ließen sie um 1930 eine kleine Siedlung der Moderne entstehen.

1927 wurde in Stuttgart die Weissenhofsiedlung als Mustersiedlung für das Neue Bauen errichtet. Die Ausstellung war höchst umstritten. Trotzdem griffen zahlreiche Architekten die in Stuttgart formulierten Grundsätze des Neuen Bauens auf. In vielen Städten (unter anderem in Brünn, Breslau, Zürich, Wien und Prag) entstanden in der Folge ähnliche Siedlungen jeweils als Ausstellungsprojekte. In Köln war es anders. Durch ihr Kunstinteresse verbundene, wohlhabende Bürger fanden sich zusammen und ließen 1929-32 in einem Parkgelände in Rodenkirchen ein Ensemble von sechs Einfamilienhäusern im Stile des Neuen Bauens errichten. Bereitwillig griffen die beteiligten Architekten die von Le Corbusier in Stuttgart formulierten Grundsätze auf: Flache, begehbare Dächer, kubische Grundformen, ausgedehnte Fensterbänder und aufgeständerte Bauweise mit freier Grundriss- und Fassadengestaltung.

Das Auenviertel im Kölner Ortsteil Rodenkirchen war für die betuchte Kölner Bürgerschaft schon um 1900 eine exklusive Wohnlage. Weit genug ab von der schlechten Luft der Industriestadt, mit hohem Baumbestand und direkt am Ufer das Rheins, das waren Vorteile, die die Bewohner zu schätzen wussten. Der Bauplaner und Architekt Otto Müller-Jena legte 1910 für die Erweiterung die Grundlagen für eine gemischte Bebauung aus Villen und Mietshäusern, bei denen die umgebende Natur in die Gebäudeplanung mit einbezogen wurde. Er begann den Ausbau des Viertels als Gartenstadt. In dieses Konzept fügen sich die sechs von 1929-32 errichteten Villen ein.

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Das Haus des Künstlers Seewald von 1929 weist schon die große Dachterrasse und ein flaches Dach auf.

Den Anfang machte der Künstler und Kunstprofessor Richard Seewald, der sein Haus in der Uferstr. 11 errichten ließ. Architekt war Theodor Merrill. Er war für die noch gemäßigte Moderne bekannt.

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Das Haus Hillebrand entspricht der Formensprache der Moderne und ist noch nahezu im Originalzustand erhalten.

Das Haus des Industriellen Clemens Hillebrandt von 1930 zeigt die kubische Bauform. Durch ein zurückgesetztes Obergeschoß entsteht eine umlaufende Dachterrasse. Es ist das einzige Gebäude, dessen Fassade noch nahezu im Originalzustand erhalten ist.

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Die Villa Loosen steht auf Stelzen. Dadurch entstehen überdachte Terrassen und Stellflächen.

Die weiteren vier Häuser wurden von dem Architekten Hans Schumacher realisiert. Prominent sichtbar ist das Haus des Industriellen Otto Loosen in der Uferstr. 6. Die Form erinnert an einen halben Schiffsbug. Das Gebäude steht auf Stahlbeton-Stützen und überbaut fast das gesamte Grundstück. Die Wohnräume befinden sich im Obergeschoß. Die Bauweise hatte in Anbetracht der häufig drohenden Rhein-Hochwasser deutliche Vorteile.

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Das Haus Im Park 6 ist einer der Neubauten auf dem Grundstück des 2001 abgerissenen Hauses von Julius Nacken.

Die Gebäude sind in Privatbesitz und stehen heute unter Denkmalschutz. Die Häuser sind stilgerecht renoviert. Sie sind nach 90 Jahren immer noch zeitgemäß.

Das Gelände am Rhein in Köln-Rodenkirchen ist eine exklusive Wohnlage. Seit 1910 wuchs dieses Viertel als eine Gartenstadt am Ufer des Rheins. Die verschiedenen Baustile aus dieser Epoche bilden hier mit der umgebenden Natur eine Einheit. Die Villen aus der Bauhauszeit um 1930 fügen sich in dieses Ensemble ein.

Literatur:
/1/ https://www.koelnarchitektur.de/pages/de/home/news_archiv/2277.htm
/2/ https://www.neues-bauen-im-westen.de/objekte/Villenensemble-in-Rodenkirchen–6616.htm
/3/ https://www.buergervereinigung-rodenkirchen.de/tag/bauhaus
/4/ https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Bauhaus_-Villa_in_Koeln_abgerissen_9531.html
/5/ Werkbundsiedlung Stuttgart Weissenhof, Bauhaustaschenbuch 14, Hrsg. Stiftung Bauhaus, Dessau, 2015
Die Webseiten wurden am 28.08.2020 abgerufen.

Die Gebäude stehen in Köln-Rodenkirchen an den Straßen Im Park 2, 8, Uferstraße 11 und Walter-Rathenau-Straße 27, 29  und sind nicht öffentlich zugänglich.

Ein herzlicher Dank an Herrn Dr. Kley für den Hinweis.

Download der Druckversion: 137_Koeln-Rodenkirchen_K69-2020