Architektur gilt gemeinhin als sehr erhaben und spaßfrei. Lediglich bei wenigen Ornamenten und Verzierungen blitzt hauptsächlich in den Zeiten des Jugendstils  hier und dort etwas Humor auf. Aber es geht auch anders.

In den 1990er Jahren machte der amerikanische Pop-Art-Künstler James Rizzi Furore, indem er in mehrlagigen, bunten 3D-Bildern das amerikanische Lebens-gefühl seiner Zeit portraitierte. Insbesondere nahm er dabei „Big Apple“, seine Heimatstadt New York, aufs Korn.

In farbenfrohen Grafiken gab er den Hochhäusern Gesichter und gestaltete mit vielen Herzen und Wolken bunte Alltagsszenen aus dem Leben der Stadt. Die Bilder sind bis heute Kult, entsprachen sie doch dem Lebensgefühl einer aufstrebenden, jungen Generation.

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Wie aus einem Spielzeugkasten entsprungen wirkt der Gebäudekomplex des Happy-Rizzi-Hauses in Braunschweig. Gesichter, Herzen, Sterne und Blumen sowie eine pastellfarbene Bemalung geben den Häusern das typische Aussehen.

Es war die verrückte Idee des Braunschweiger Galeristen Olaf Jaeschke, diese Bilder in die Realität zu versetzen. Anfangs von der Aussichtslosigkeit seines Unterfangens überzeugt, kontaktierte er zusammen mit dem Architekten Konrad Kloster 1997 den Pop-Art-Künstler James Rizzi mit der Idee, in seinem Stil ein wirkliches Haus bauen. James Rizzi, der im Jahr zuvor bereits ein Flugzeug der Condor dekoriert hatte, witterte das Geschäft und willigte ein.  Bei allem Risiko der Umsetzbarkeit entstand ein Entwurf für einen achtteiligen Gebäudekomplex, der auf einem im Ergebnis des 2. Weltkrieges immer noch unbebauten Eck in der historischen Altstadt von Braunschweig entstehen sollte. Obwohl bei den Grundrissen die althergebrachten Traditionen der benachbarten Fachwerk-Kemenaten des historischen Magniviertels aufgegriffen wurden, regte sich natürlich Widerstand: Ein Pop-Art Palazzo am Eingangstor vom Schlossplatz zur historischen Altstadt?

Doch im Vorfeld der Expo 2000 im benachbarten Hannover konnten sich die Befürworter des Projektes durchsetzen. 1999 war Grundsteinlegung. Das Gebäude besteht aus acht miteinander verbundenen kubischen Teilen, die sich um einen Innenhof gruppieren. Die Bauten sind bis auf die Fensterformen traditionell ausgeführt. Die mehrschichtige „3D“-Fassadengliederung entsteht durch die unterschiedliche Dicke der Wärmedämmung aus Kunststoff und durch den Farbauftrag. 2001 wurde das „Happy-Rizzi-Haus“ eingeweiht und an die Nutzer übergegeben. Es ist ein reines Bürohaus und auch innen nach den Vorgaben von Rizzi gestaltet.

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Es könnte ein Postkartenmotiv für junge Mädchen sein.

2012, nach einem Mieterwechsel, gab es die erste Fassadenrenovierung. Heute nutzt die Modekette „New Yorker“ den Bau als Teil ihrer Verwaltung. Inzwischen ist der ungewöhnliche Bau gegenüber des 2007 wiederaufgebauten  Schlosses auch im Stadtbild angekommen und mit Stolz weithin akzeptiert.

Der amerikanische Pop-Art Künstler James Rizzi (1950-2011) wurde in den 1990er Jahren mit zwei- und mehrschichtigen 3D-Bildern bekannt. Hauptmotiv seiner zahlreichen Werke sind Häuser mit Gesichtern und Alltagsszenen aus seiner Heimatstadt New York. Er traf damit das Lebensgefühl seiner Zeit.
Ein Galerist aus Braunschweig konnte Rizzi begeistern, seine humorvolle Kunst auch in der Architektur zu verwirklichen. Und so entstand das „Happy-Rizzi-Haus“.

Literatur:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/Happy_Rizzi_House
/2/ https://de.wikipedia.org/wiki/James_Rizzi
/3/ https://www.rizzi-haus.de/
/4/ https://www.hoga-presse.de/rizzi-haus-in-braunschweig-das-gebaeude-mit-pop-art-malereien/
/5/ http://www.james-rizzi.com/das-lebenswerk/2000-das-happy-rizzi-haus-in-braunschweig
Die Webseiten wurden am 14.03.2020  abgerufen.

Das Gebäude steht in Braunschweig in der Nähe des Schlossplatzes, die Adresse ist  Ackerhof 4. Das Gebäude wird privat genutzt und kann nur von außen besichtigt werden.

[Text enthält Werbung durch Markennennung]

Download der Printversion: 127_Rizzi_Haus_K64-2020