Der Japaner Tadao Andō baute für die Möbelfirma Vitra einen Tagungspavillon. Er verlegte einen Großteil des Gebäudes unter die Erde und verband japanische und europäische Traditionen zu moderner Architektur, in samtigen Sichtbeton.

Der japanische Architekt Tadao Andō versteht es wie kein anderer, traditionelle, historische Raumordnungsprinzipien in die Moderne zu übertragen. Für seinen ersten Auftrag in Europa war die Aufgabe schwieriger. Doch er schaffte es. Er nahm Anleihen japanischer Tempelarchitektur und bediente sich an den Ideen altklösterlicher Kreuzgänge. Die Ergebnisse sind erst auf den zweiten Blick zu erkennen, denn bei Sichtbeton und Glas denkt wohl niemand an Kirchenbauten.

Doch von Anfang an. Für den nach einem Großbrand nötigen Wiederaufbau der Möbeldesign-Fabrik Vitra in Weil am Rhein beauftrage der Eigner Rolf Fehlbaum in den 1980er Jahren eine Reihe aufstrebender Architekten. Die minimalistischen Bauten des Japaners Tadao Andō hatten es ihm angetan. So bekam Andō den Auftrag, einen Tagungspavillon zu errichten, in direkter Nachbarschaft zu einem verwinkelten Museumsbau des Amerikaners Frank Gehry.

Japaner sind zurückhaltend und naturverbunden. Also erst einmal Abstand gewinnen, räumlich und auch mental, zu dem expressionistischen Bau von Frank Gehry, und auch zur Hektik des Geschäftsalltags. Es ging hier nicht nur um das architektonische Ensemble, es ging um eine ruhige Atmosphäre für die Besucher des Tagungszentrums. Andō plante einen langen Wandelgang, eng und sehr schmal an einer langen Betonmauer. Es ist der einzige Weg, um durch eine kleine Tür in das Gebäude zu gelangen. Um die Ecke rum und es beginnt eine andere Welt, ohne Hektik. Eine Wirkung, die man den Kreuzgängen mittelalterlicher Klöster nachsagt. Das Gebäude selbst versenkte der Architekt zur Hälfte unter die Erde. Kein Zierrat, es wirkt jetzt nur noch die minimalistische Form der Baukörper. Die beiden Innenhöfe und große Fensterfronten sorgen für eine lichte Atmosphäre, mit Blick auf die Kirschbäume und die sich wie auf einem Teller darbietende Umgebung.


Eine kleine Verzierung hat der Architekt dann doch noch untergebracht: In der Mauer erinnern einige Blätter als „Fossilien“ an die fünf Kirschbäume, die für den Bau gefällt werden mussten.
Der Japaner Tadao Andō (geb. 1941) ist als Architekt Autodidakt. Seine Bauten sind von einem konsequenten Minimalismus gekennzeichnet. Meist verwendet er Sichtbeton und lässt das Muster der Schaltafellöcher sichtbar, das gibt den Gebäuden einen eigenen Charakter. Der mehrfach ausgezeichnete Architekt ist inzwischen in aller Welt vertreten. Der 1993 fertiggestellte Bau in Weil am Rhein war sein erstes Werk außerhalb Japans.
Literatur:
/1/ https://blog.cairo.de/vitra-campus-teil-3-von-der-schoenheit-des-betons/
/2/ http://www.guenterpfeifer.de/content/ando.html
/3/ https://www.beton.org/inspiration/architektur/objekt-details/konferenzpavillon-in-weil-am-rhein/
/4/ http://kluckert.blogspot.com/2016/10/natur-und-architektur-tadao-ando.html
/5/ https://freie-referate.de/kunst/tadao-ando
/6/ https://de.wikipedia.org/wiki/Tadao_Andō
Die Webseiten wurden am 05.03.2020 abgerufen.
Das Gebäude steht auf dem Vitra-Campus in Weil am Rhein.
(Hinweis: Text enthält unbezahlte Werbung und Markennennungen)
Download der Printversion: 125_Tagungszentrum_Weil_K63-2020