Als der Architekt Tadao Ando in einer der wenigen Parklandschaften in Tokyo ein Design-Zentrum plante, verlegte er es aus Rücksicht auf die Natur kurzerhand unter die Erde. Es wurde trotzdem ein Bau der Superlative.

Bei einem Treffen des japanische Designers Issey Miyake mit dem Architekten Tadao Ando auf einer Ausstellung in New York kam die Idee auf, einen Platz zu schaffen, um  japanisches Design erlebbar zu machen. Der Idee kam entgegen, dass die Stadt Tokyo gerade an einer zentralen Stelle mitten in der Stadt, wo es bereits zahlreiche Galerien gab, ein Kunst- und Erlebnisviertel entwickeln wollte. In einem weitläufigen Parkgelände war schnell ein Platz gefunden für das neue Designzentrum.

Es gehört zu den Grundprinzipien des Architekten Ando, seine Gebäude so zu entwerfen, dass sie sich in die Umgebung einfügen und der Natur unterordnen. Das war kein einfaches Unterfangen, wenn man 1700 Quadratmeter Ausstellungsfläche, ein Restaurant, ein Café und einen Shop unterbringen will. Ando ließ eine Baumreihe anpflanzen und setzte davor einen überschaubaren, flachen Bungalow. Alles weitere versenkte er nach unten. Dreieckige Glasfassaden und ein ebenfalls dreieckiges, nach unten abgewinkeltes Stahldach lassen den Bau beinahe in der Landschaft verschwinden.

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Die Gebäude haben trotz der einfachen Formen einen hohen Grad an formaler Eigenständigkeit. Die dreieckigen, handgeschliffenen Stahldächer wurden inspiriert von einem „A Piece of Cloth“ genannten Design-Konzept des Japaners Issey Miyake.

Der Bau wurde ein Bau der Superlative. Nicht nur die beiden 54 Meter langen Stahldächer waren eine technische Herausforderung. Auch die in einen Lichthof nach unten verlängerten Fensterbahnen waren die längsten jemals in Japan gefertigten Doppelverglasungen. Die großen Ausstellungsräume sind hell, flexibel und sehr universell nutzbar. Lediglich in den Verbindungsgängen und Treppenhäusern dominiert der Sichtbeton. Obwohl die großen Fensterfronten im Erdgeschoß und ein großer Innenhof genügend Licht in diese Räume lassen, kommt an manchen Ecken ein gewisses Bunkerfeeling auf. Umso mehr beindruckt dann der Übergang in die hell erleuchteten Ausstellungsräume.

 

2007 wurde das Gebäude fertiggestellt. Das Konzept der Stadt Tokyo ist Realität geworden. Inzwischen sind in unmittelbarer Umgebung  weitere Kunstmuseen und Ausstellungshäuser entstanden.

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Die großen Wandflächen eignen sich auch für großflächige und beeindruckende Videoprojektionen.

 

Der Bau sollte kein Museum werden. Die ursprüngliche Idee von Miyake und Ando war eine interaktive Erlebniswelt, die Studenten, professionellen Gestaltern und einem interessierten Publikum japanisches Design erlebbar macht. Es geht nicht darum, fertige Designs auszustellen. Der Prozess der Entstehung steht im Mittelpunkt. Es überwiegt eine Art Werkstattcharakter. In Anlehnung an die amerikanische Schreibweise zur Messung der perfekten Sehstärke als „20/20 vision“ erhielt das Design-Center den Namen „21_21 design sight“. So soll der Name bereits den ungetrübten Blick auf die Zukunft ausdrücken, der dem Konzept des Design-Centers zugrunde liegt. Entsprechend spektakulär sind die Ausstellungen, wenn beispielsweise Designstudenten durch die Welt reisen, um Farben und Muster bekannter Plätze aufzunehmen und daraus dann ganze Modekollektionen großer Hersteller zu gestalten.

Der Japaner Tadeo Ando (geb. 1941) ist international bekannt für seine minimalistischen  und zurückhaltenden Bauten. Meist steht die pure Form im Vordergrund. Er baut immer mit Sichtbeton und fast immer ist ein großer Teil seiner Gebäude unterirdisch. In Deutschland wurde er bekannt mit dem Museumsbau der Langen-Foundation in Neus und mit einem Konferenzgebäude in Weil am Rhein. Weltberühmt ist seine Kirche des Lichts in Ibaraki in der Nähe von Osaka.

Literatur:
/1/ https://en.wikipedia.org/wiki/21_21_Design_Sight
/2/ http://www.2121designsight.jp/en/designsight/architecture.html
/3/ https://www.architonic.com/de/story/noemie-schwaller-21-21-design-sight/7000115
/4/ https://www.architravel.com/architravel/building/21-21-design-sight/
/5/ https://de.wikipedia.org/wiki/Tadao_Andō
Die Webseiten wurden am 25.02.2019  abgerufen.

Das Gebäude steht in Tokyo, Roppongi, Midtown, 9 Chome-7-5, Akasaka, Minato-ku, Japan.

Download der Printversion: 101_Design21_Tokyo_K51-2019