Goethe, Schiller, Herder, Liszt, Bach, Anna Amalia, Nietzsche – große Namen werden mit Weimar in Verbindung gebracht. Die Weimarer Republik gilt als Ausgangspunkt unserer Demokratie. Konnte das Bauhaus 1919 an diese Traditionen anknüpfen?
Als Walter Gropius 1919 in Weimar das Bauhaus gründete, ahnte noch niemand, dass diese Kunstschule einmal Weltgeltung erlangen sollte. Es war auch nicht die Absicht, eine neue Stilrichtung der Kunst zu begründen. Das Konzept war anders. Es ging um die Zusammenführung von bodenständigem Handwerk und elitärer Kunst. Konsequenterweise entstand die Bauhausschule auch aus dem Zusammenschluss der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule mit der Kunstgewerbeschule in Weimar. Die Idee war eine solide handwerkliche Ausbildung in Kombination mit dem Studium der Kunst. Gropius wollte die bildenden und darstellenden Künste wieder stärker mit der angewandten Kunst zusammenführen. Die Kunst sollte aus dem Elfenbeinturm geholt werden.
Es ging nicht nur um Handwerk, Design und industrielles Bauen. Ganz in der fortschrittlichen, humanistischen Tradition in Weimar stellte Gropius den Menschen in den Mittelpunkt. Er öffnete die Schule auch explizit für Frauen. „… jede unbescholtene Person ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht,…“ steht im Gründungsprogramm von 1919. Für die damalige Zeit war das Konzept revolutionär. Es brachte dem Bauhaus sehr viele Freunde, erzeugte aber auch eine lange nachwirkende Distanz zur etablierten Kunst und erntete viel Kritik.
Schaut man sich in Weimar um, so sucht man „Bauhaus-Gebäude“ fast vergeblich. Das Hauptgebäude der heutigen Bauhaus-Universität, ein Bau von Henry van de Velde von 1911, ist im späten Jugendstil zu verorten. Auch das Weimarer Wohnhaus von Henry van de Velde, das Haus „Hohe Pappeln“ ist im feinsten Jugendstil ausgestattet.

Die Bauhaus-Ausstellung von 1923 führte zu einer ersten nachvollziehbaren Spur der Bauhaus-Architektur. Mit dem „Haus am Horn“ als Musterhaus der Ausstellung demonstrierte die Schule die Verbindung aller Werkstätten des Bauhauses für ein Konzept des neuen Wohnens und des serienmäßigen, industriellen Wohnungsbaus. Das Musterhaus ist das einzige in Weimar fertiggestellte Gebäude des Bauhauses. Es gibt noch ein weiteres Objekt der Bauhaustätigkeit in Weimar, das von Gropius gestaltete Denkmal der Märzgefallenen auf dem Hauptfriedhof. Ein Betonkörper in Form eines abstrahierten Blitzes erinnert an die Opfer des Arbeiteraufstandes von 1920.

Nach der Entmachtung der Thüringer Regierung 1923 änderte sich die politische Lage in Weimar. Die neue Regierung zwang das Bauhaus zum Umzug in das fortschrittlichere Dessau.
Geniessen Sie einen Bilder-Rundgang durch die progressive Geschichte in Weimar:










Das Bauhaus entstand 1919 in Weimar durch den Zusammenschluss der Kunsthochschule mit der Kunstgewerbeschule. Gründungsdirektor wurde Walter Gropius. Die Ideen des Bauhauses entwickelten sehr schnell internationale Strahlkraft, sodass bald das Wort Bauhaus zum Stilbegriff für modernes Bauen und funktionalistisches Design wurde. International eingeordnet spricht man heute eher vom Funktionalismus, vom Neuen Bauen, von der Neuen Sachlichkeit und vom Internationalen Stil.
Literatur:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/Bauhaus
/2/ https://de.wikipedia.org/wiki/Musterhaus_Am_Horn
/3/ https://weimar.tlz.de/web/weimar/startseite/detail/-/specific/Ein-Nobelpreistraeger-lernte-einst-im-Schulneubau-der-Schillerschule-Weimar-479637184
/4/ Boris Friedewald, Bauhaus, Prestel-Verlag, München, Berlin, London, New York, 2009
/5/ Ulrike Müller, Bauhaus-Frauen, insel-taschenbuch 4284, Insel Verlag, Berlin 2014
Die Webseiten wurden am 29.12.2018 abgerufen.
Download des Textes als Printversion: 97_Bauhaus_Weimar_K49a-2018