Von geschwungenen Treppenaufgängen geht seit jeher eine eigene Faszination aus. Die Spiralen haben ihren Sog und lösen Emotionen aus. Solche spektakuläre Treppenhäuser gibt es überall. Das zeigt auch ein kleiner Rundgang in Darmstadt.

Fragt man die Bürger auf der Straße nach beeindruckenden Treppenhäusern, dann wird man häufig auf alte Schlösser verwiesen. Auch große Bürgerhäuser und altehrwürdige Hotels werden genannt. Fragt man in Darmstadt nach Bauten mit solchen Treppen, gibt es häufig nur ein Achselzucken: „Doch nicht hier!“ Auf den ersten Blick möchte man das sogar glauben. Es ist jedoch falsch. Ob dies nun am durch den allgemeinen Weltschmerz gesenkten Blick liegt oder an dem allgegenwärtigen Glauben, dass die Architekturgeschichte in Darmstadt mit den Jugendstilbauten auf der Mathildenhöhe vor mehr als hundert Jahren zu Ende gegangen ist, lässt sich nicht herausfinden. Es lohnt sich jedoch ein Blick nach oben.

Typisch für Darmstadt war ein Dialog beim Fotobesuch im alten Hauptgebäude der Technischen Universität: „Was machen Sie da?“ „Ich fotografiere das Treppenhaus.“ „Das Treppenhaus???“ „Ja, schauen Sie doch mal nach oben.“ „Oh, ich bin schon dreißig Jahre hier, aber das habe ich noch nicht gesehen.“ Dieses beeindruckende Treppenhaus (Bild oben) sieht hochmodern aus. Es stammt jedoch von 1895.
Ähnliches kann man auf der ungeliebten Darmstädter Rheinstraße erleben. Diese Verkehrsschneise wird gerne dem Stadtbaudirektor der Nachkriegszeit Peter Grund vorgeworfen. Das Konzept der „via triumphalis“ stammt jedoch bereits vom Landgrafen Ernst Ludwig aus dem Jahre 1690. Die heutigen Bauten dieser Straße wurden in den 1950er Jahren errichtet und da hatte die Wendeltreppe Hochkonjunktur.
Aber auch der neue Treppenturm des Staatstheaters von 2006 und die gefaltete Stahltreppe in der Centralstation können sich sehen lassen.
In der europäischen Architek-tur spielen Treppen und re-präsentative Aufgänge schon immer eine große Rolle. Die Ein- und Aufgänge funktionieren als inneres Gesicht eines Gebäudes, als Zugang zu den Bewohnern. In amerikanisch geprägten Bauten sind die Treppen oft als schmuckloser Notausgang verborgen. Dort wird das Foyer gerne als Empfang mit Zugang zum Aufzug zelebriert.
Literatur:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/Darmstadt
/2/ https://www.echo-online.de/lokales/darmstadt/lieblos-behandelte-architektur-seele_17963821
/3/ https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/rheinstrasse-in-darmstadt-soll-aufgewertet-werden-13991489.html
/4/ https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Grund
Die Webseiten wurden am 10.12.2018 abgerufen.
Die Gebäude stehen in Darmstadt in der Innenstadt.
Ein herzlicher Dank an die Property-Owner für die Erlaubnis zu fotografieren und an die Pressestelle der TU Darmstadt für die Freigabe der Fotos aus den TU-Gebäuden.
Download des Beitrags als Printversion: 95_Treppenhaeuser_Darmstadt_K48-2018