Der Todestag der Darmstädter Prinzessin Alix und späteren russischen Kaiserin Alexandra Feodorowna jährt sich am 17. Juli zum einhundertsten Mal. Anlass genug, sich einmal einen der russisch-royalen Plätze in Darmstadt näher anzuschauen.

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Die reichlich verzierte Kirche der Hl. Maria Magdalena in Darmstadt hat drei Türme mit vergoldeten Kuppeln und ursprünglich sieben Dachkreuze.

Alix Prinzessin von Hessen und bei Rhein wurde 1872 als Tochter des Großherzogs Ludwig IV. von Hessen und bei Rhein und Alice von Großbritannien und Irland, einer Tochter von Königin Victoria, in Darmstadt geboren. Sie ist eine von vier hessischen Prinzessinnen, die den Weg an den russischen Kaiserhof fanden. 1894 heiratete sie in Sankt Petersburg den russischen Thronfolger Großfürst Nikolaus Alexandrowitsch. Nach langem Zögern konvertierte sie zum orthodoxen Glauben und hieß fortan Alexandra Feodorowna. Das Paar wurde im Jahr 1896 in Moskau zum Zarenpaar Russlands gekrönt. Die Jahre ihrer Regentschaft waren turbulent. Durch Fehlentscheidungen und das Festhalten an alten Strukturen stand die Zarenfamilie massiv unter Druck. Im ersten Weltkrieg übernahm Nikolaus selbst das Kommando an der Front. Die Zarin musste die Regierungsgeschäfte allein führen. Ausbleibende Erfolge ihrer Regierungsarbeit und ihre deutsche Herkunft machten sie noch unbeliebter. Im Ergebnis der Februarrevolution 1917 musste das Zarenpaar abdanken. Ihr Cousin König Georg V. von England zog ein zunächst gegebenes Asylangebot der britische Regierung wieder zurück. Sie wurden nach Sibirien verbannt und am 17. Juli 1918 in Jekaterinburg ermordet.

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Prinzessin Alix als Zarin Alexandra Feodorowna im Jahr der Krönung 1896 (Ausschnitt, Repro eines Gemäldes von Adolf Mjuller-Norden, Staatliches Museum Pawlowsk)

Im Jahr 2000 wurde das Zarenpaar von der russisch-orthodoxen Kirche heilig gesprochen.

Das Zarenpaar besuchte regelmäßig Deutschland. Vor allem der Geburtsort der Zarin, Darmstadt, sowie Schloss Heiligenberg in Jugenheim im Süden von Darmstadt waren häufig Stationen ihrer Besuche. Um auch während der Besuche dem orthodoxen Gottesdienst nachgehen zu können, beauftragte das Zarenpaar den Rektor der Petersburger Akademie der Künste, Léon N. Benois, mit der Planung einer orthodoxen Kapelle. Er entwarf einen Bau im Stil der Jaroslawler Kirchen. Auf der Darmstädter Mathildenhöhe wurde eigens für den Kirchenbau Heimaterde aus allen  russischen Verwaltungsbezirken aufgeschüttet. Um in die Kirche zu gelangen, betritt der Besucher also russische Erde. Zur Grundsteinlegung 1897 war neben der großherzoglichen Familie von Ernst Ludwig auch das Zarenpaar zugegen. Die Bauausführung der Kirche lag in den Händen des Architekten Gustav Jakobi. Im Jahr 1899 wurde der Bau fertiggestellt.

Am 26. September 1899 wurde die Kapelle als Kirche der Heiligen Maria Magdalena in Anwesenheit des Zarenpaares geweiht. Die Gesamtkosten für den Bau in Höhe von 400 000 Goldmark zahlte das Zarenpaar aus Privatmitteln und wurde damit auch Eigentümer der Kirche. Es war die erste und einzige geweihte Kirche des russischen Hofes außerhalb von Russland. Die reichhaltige Ausstattung der Kirche kam zum großen Teil aus der Londoner Privatkirche von Großfürstin Maria Alexandrowna, einer Tante von Zar Nikolaus II. Auch Zarin Alexandra soll mit kleinen Ikonenmalereien zur Aus-schmückung der Kirche beigetragen haben.

Auf der Mathildenhöhe war die Kirche  das erste Gebäude, das errichtet wurde. Die Bauten der Künstlerkolonie und der Hochzeitsturm kamen erst später hinzu. Erstaunlicherweise fügt sich die Kirche harmonisch in das heute „Stadtkrone“ genannte Jugendstilensemble ein.

Alix Prinzessin von Hessen und bei Rhein (1872-1918)  heiratete 1894 den russischen Thronfolger Großfürst Nikolaus Alexandrowitsch. Sie konvertierte zum orthodoxen Glauben und nannte sich Alexandra Feodorowna (russ.  Александра Фёдоровна).  1896 erfolgte in Moskau die Krönung des Kaiserpaares. In Darmstadt ließ das Zarenpaar 1899 die russisch-orthodoxe Kirche der Hl. Maria Magdalena errichten.

Literatur:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/Alix_von_Hessen-Darmstadt
/2/ http://www.darmstadt-stadtlexikon.de/a/alix-prinzessin-von-hessen-und-bei-rhein.html
/3/ https://www.welt.de/vermischtes/article144146322/Wer-sind-die-wahren-Nachfahren-der-Romanows.html
/4/ http://www.taunus-zeitung.de/lokales/hochtaunus/vordertaunus/Heilige-Hessinnen-und-deutsche-Romanows;art48711,1344007
/5/ http://orthpedia.de/index.php/Alexandra_Feodorowna,_Hl._Zarin
/6/ Liebe, Glanz und Untergang – Die hessischen Prinzessinnen in der russischen Geschichte, Ausstellung 20.12.2017 – 25.2.2018, Ikonenmuseum Frankfurt
/7/ http://darmstadt-church.de/geschichte/baugeschichte/
/8/ https://de.wikipedia.org/wiki/Russische_Kapelle_(Darmstadt)
Die Webseiten wurden am 23.02.2018  abgerufen.

Die Kirche der Hl. Maria Magdalena steht in Darmstadt auf der Mathildenhöhe, Nikloaiweg 18 und kann besichtigt werden.

Download des Textes als PDF: 67_Kirche_Mathildenhoehe_K34-2018