Abendsonne im Garten – das war das Ziel für die Siedlung Karlsruhe-Dammerstock. Das Konzept paralleler, gleichförmiger Gebäudezeilen findet noch heute viele Kritiker. Trotzdem ist das Wohnen in der Bauhaussiedlung sehr begehrt.
Es war kein Experimentierfeld mehr, wie in Dessau. Die Stadt Karlsruhe hatte 1928 den Neubau einer Siedlung auf dem Gelände Dammerstock südlich des Hauptbahnhofes als Wettbewerb ausgeschrieben, um schnell preiswerten Wohnraum insbesondere für die unteren Einkommensgruppen zu schaffen. Mehrere hundert Wohnungen mit Wohnflächen von 47, 60 und 70 Quadratmetern sollten in moderner Bauweise innerhalb kürzester Zeit entstehen. Im Gegensatz zu den Hinterhofwohnungen in der Stadt sollten alle guten Zugang zum Licht und zur Sonne haben. Das war die Vorgabe der Stadt.

Der gerade ausgeschiedene Bauhausdirektor Walter Gropius gewann den Wettbewerb mit einem Konzept paralleler, gleichförmiger Zeilen aus Einfamilien- und Mehrfamilien-Reihenhäusern. Die international vielbeachtete Siedlung sollte die erste mit – bis auf wenige Ausnahmen – nur parallelen Häuserzeilen werden. Gropius wurde zum Oberleiter für den Bau der Siedlung bestellt. Er machte für die Gebäudezeilen Vorgaben, wie gleiche Geschoßhöhen, einheitliche Fenster und Türen, identische Farbgebung und Flachdächer. Am Bau selbst wurden fast alle der Wettbewerbsteilnehmer beteiligt. Insgesamt acht Architekten realisierten in nur siebenmonatiger Bauzeit im ersten Bauabschnitt 229 Wohnungen. Für die Eröffnung wurde im Oktober 1929 im Rahmen einer Ausstellung extra ein Zugangsportal erschaffen, das heute wieder den Weg in die Siedlung weist.

Für die damalige Zeit waren die Wohnungen zwar sehr klein, aber mit Einbauküche, Bad, Heizung und warmen Wasser aus zentraler Versorgung sehr gut ausgestattet. Durch die konsequente Reihenbauweise hatten alle Wohnungen gleichermaßen am Nachmittag Sonne auf dem kleinen, vorgelagerten Garten oder dem Balkon.

Durch die Einheitlichkeit der Häuserzeilen, die Orientierung auf die unteren Einkommensgruppen und die geringe Größe der Wohnungen ließ der Spott nicht lange auf sich warten. Dammerstock wurde zu „Jammerstock“ und die vermeintliche Erfindung der Nachttöpfe mit den innenliegenden Henkeln spielte auf die beengten Verhältnisse an.
Die Wohnungen blieben Eigentum von Wohnungsbaugesellschaften der Stadt. Trotzdem wurde das Ziel verfehlt, Wohnraum für die unteren Einkommensschichten zu schaffen. Stattdessen mieteten sich mittlere Beamte, Lehrer und andere Besserverdienende in die Siedlung ein.
Heute, nach über achtzig Jahren, sind die meisten Gebäude modernisiert und energieoptimiert worden. Die Lage der Häuser in Zentrumsnähe, die Gärten und die dorfähnliche Atmosphäre machen das Gebiet bis heute attraktiv.
Der Bebauungsplan der Siedlung Dammerstock in Karlsruhe stammt vom damaligen Bauhausdirektor Walter Gropius. Insgesamt acht Architekten waren an dem Bau der Häuserzeilen beteiligt. Das Siedlungskonzept sollte allen Bewohnern guten Zugang zum Licht gewähren. Deshalb brach man mit dem Konzept der Gartenstadt mit geschwungenen Straßen und baute regelmäßige, gleichförmige Häuserzeilen.
Literatur:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/Dammerstock
/2/ https://www.karlsruhe.de/b4/stadtteile/sueden/weiherfeld-dammersto/entstehung_dammer.de
/3/ https://www.karlsruhe.de/b4/stadtteile/sueden/weiherfeld-dammersto.de
/4/ https://ka.stadtwiki.net/Dammerstocksiedlung
/5/ http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/immobilien/wohnen/neues-wohnen-wer-im-dammerstock-wohnt-zieht-nicht-weg-1885560.html
/6/ http://www.ka-news.de/region/karlsruhe/Von-Jammerstock-zu-Dammerstock-80-Jahre-Karlsruher-Bauhaus;art6066,264446
Die Webseiten wurden am 22.09.2017 abgerufen.
Die Siedlung befindet sich in Karlsruhe an der Ettlinger Alle.
Download des Textes als PDF: G15_Dammerstock_Karlsruhe_K26-2017