Frank Lloyd Wright entwarf das 1959 fertiggestellte Gebäude des Guggenheim-Museums in New York. Ein ganzes Haus erscheint als funktionale Skulptur. Er setzte damit einen Ausgangspunkt für eine völlig andere Auffassung von Architektur.

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Das Museum als ein langer spiralförmiger Rundgang

Bereits 1896 warf der amerikanische Hochhausarchitekt Louis Sullivan die These „Form follows function“  in den Ring der Architektur /7/. Bei ihm bedeutete das nicht die Abkehr von Ornamentik. Er wollte funktionsbestimmte Grundformen in der Architektur durchsetzen. Erst der Österreicher Alfred Loos setzte mit seiner Streitschrift „Ornament und Verbrechen“ /8/ 1908 ein Zeichen gegen die überbordenden und funktionslosen Ornamente des in dieser Zeit blühenden Jugendstils. Beide dieser Prinzipen sollten die Leitsätze des 1919 in Weimar gegründeten Bauhauses werden. Mehr noch, es wurden die Prinzipien der modernen Architektur, des Funktionalismus und der Neuen Sachlichkeit.

Doch auch Alfred Loos und der Bauhausgründer Walter Gropius interpretierten diese Gestaltungsprinzipien sehr unterschiedlich. So kritisierte Loos die großen Glasfassaden der Bauhausgebäude als gestalterisches Ornament, das keinesfalls aus der Funktion abgeleitet war.

Der Amerikaner Frank Lloyd Wright war nicht unbeeindruckt von dieser Diskussion. Er leitete seine Gestaltungsideen aber aus natürlichen Formen ab. Es ist eine Art Architektur, die wie gewachsen ist, eine nahtlose Integration in die umgebende Natur. Er war der erste, der in diesem Zusammenhang den Begriff „Organische Architektur“ umfassend verwendete. Er zielte dabei ausschließlich auf die natürlichen Formen ab. Die Idee der Nachhaltigkeit in Bezug auf Material und Energie taucht erst in unserer Zeit unter dem Begriff „Organisch“ auf.

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Im Inneren führt eine schier endloser, spiralförmiger Gang an den zahlreichen abstrakten Kunstwerken der Guggenheim-Sammlung vorbei und lädt zum Betrachten und Verweilen ein.

Für den Museumsbau in New York stellte Wright die Funktion demonstrativ in den Mittelpunkt und schuf einen spiralförmig gewundenen Gang, auf dem man von oben nach unten laufend beinahe endlos an den Ausstellungsstücken der Sammlung vorbei flanieren kann. Keine Raumgliederungen, keine Treppen, keine Absätze stören die Kontinuität. Auch an der Außenseite bleibt diese Struktur sichtbar und wird noch überhöht durch einen trichterförmig nach oben ansteigenden Durchmesser des Gebäudes. Das Haus wird so zu einer begehbaren Skulptur.

Das Ornament ist hier nicht mehr die Fassadendekoration, das Ornament ist das Gebäude selbst. Die abstrakte Ornamentik des Gebäudes ist so stark, dass allein der Bau das Guggenheim zu einem der bekanntesten Museen in New York macht.

Der amerikanische Architekt Frank Lloyd Wright (1867-1959) ist in Wisconsin geboren Er arbeitete zunächst in verschiedenen  Architekturbüros in Chicago, unter anderem bei Louis Sullivan. Seit 1893 selbständig, war es sein Ziel, eine eigenständige, amerikanische Architektur zu entwickeln. Dabei orientierte er sich an natürlichen, funktionellen Formen der Umgebung.  Er gilt als der Wegbereiter der Organischen Architektur. Am deutlichsten wird dies an seinen Hauptwerken, dem Haus „Fallingwater“ an einem Wasserfall in Pennsylvania und dem Guggenheim-Museum in New York.

Literatur:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Lloyd_Wright
/2/ https://de.wikipedia.org/wiki/Solomon_R._Guggenheim_Museum
/3/ http://www.der-organische-architekt.de/museum.html
/4/ http://www.spiegel.de/einestages/architektur-a-948313.html
/5/ http://www.deutschlandfunk.de/150-geburtstag-frank-lloyd-wright-der-erste-starchitect.871.de.html?dram:article_id=388058
/6/ https://www.guggenheim.org/history/architecture
/7/ Luis Sullivan, The tall office building artistically considered, Lippincott’s Magazine, März 1896, zitiert aus /1/
/8/ Alfred Loos, Ornament und Verbrechen, in https://de.wikisource.org/wiki/Ornament_und_Verbrechen
/9/ https://www.designtagebuch.de/wiki/form-follows-function/
Die Webseiten wurden am 30.08.2017  abgerufen.

Das Gebäude steht in Manhattan, 1071 5th Avenue, New York, USA

Den Text als PDF: U03_Guggenheim_Museum_New_York_K25-2017