Die Villa von Peter Behrens in der Darmstädter Künstlerkolonie war sein architektonisches Erstlingswerk. Er begründete damit seine Architektenkarriere und wurde später der Ziehvater vieler Protagonisten der Moderne.

Der Darmstädter Großherzog Ernst Ludwig berief von 1899 bis 1914 eine Reihe von Künstlern nach Darmstadt. Sein Ziel war der Aufbau einer Kolonie, die es den Mitgliedern ermöglichte, zusammen zu leben und zu arbeiten. Er erwartete die Entwicklung von neuzeitlichen und zukunftsweisenden Bau- und Wohnformen und letztendlich aus der Verbindung von Kunst und Handwerk eine wirtschaftliche Belebung für sein Land. Zu Beginn wurden zunächst sieben Künstler an die Kolonie berufen. Unter ihnen war der aus München kommende Maler und Gestalter Peter Behrens. Sein breites Arbeitsfeld machte ihn für die Kolonie interessant.

Mit der ersten Ausstellung der Künstlerkolonie „Ein Dokument Deutscher Kunst“ im Sommer 1901 sollte an real gebauten Beispielen das Zusammenwirken von Architektur, Innenarchitektur, Kunsthandwerk und Malerei gezeigt werden. Die Häuser der Mitglieder waren dafür als konkretes Beispiel vorgesehen.
Der aus Wien stammende Architekt Joseph Maria Olbrich übernahm die Planung fast aller Gebäude auf dem Gelände der Darmstädter Mathildenhöhe. Erstaunlicherweise konnte sich Peter Behrens mit einem eigenen Entwurf durchsetzen und plante als Einziger sein Atelierhaus selbst. Behrens war als Architekt Autodidakt und das Gebäude sollte sein Erstlingswerk werden. Er wählte eine einfache Grundform und dekorierte das Gebäude mit etagenübergreifenden Mauervorsprüngen aus grün glasierten Klinkern. Dadurch erhielt der Bau eine gewisse Monumentalität, die sich von den verspielten Gebäuden Olbrichs in der Umgebung abhebt.
Auch im Inneren geht Behrens neue Wege. Er hebt die Bedeutung der Innenräume durch deren Höhe hervor. So sind das Musikzimmer und das Arbeitszimmer im vorderen Teil des Hauses höher als die anderen Räume. Es entstehen versetzte Ebenen, die das Haus zusätzlich gliedern. Jeder Raum war individuell gestaltet und reichhaltig ausgestattet. Die Metallornamentik der Eingangstür lässt diese Ausstattung heute noch erahnen. Leider wurde das Haus im Krieg stark beschädigt. Die Inneneinrichtung und auch die Jugendstilfenster sind verloren gegangen.
Behrens hat das Haus nie bewohnt. Bereits 1903 verließ er die Mathildenhöhe wieder. Sein Haus jedoch wurde als zukunftsweisende Architektur gefeiert. Es traf den Zeitgeschmack und begründete die Weltkarriere von Peter Behrens als Architekt.
Peter Behrens (1868 bis 1940) war einer der führenden Vertreter des deutschen Industriedesigns und gilt als Leitfigur der Architektur der Moderne. Er war Mitbegründer der Münchner Sezession und des Deutschen Werkbundes.
Seine Villa auf der Darmstädter Mathildenhöhe ist sein Erstlingswerk als Architekt. Sein Berliner Architekturbüro wurde von 1907 an die erste Heimstadt von weltbekannten Architekten, wie Le Corbusier, Mies van der Rohe und Walter Gropius. Behrens gilt damit als einer der Begründer der modernen Architektur.
Literatur:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Behrens
/2/ http://www.museumderdinge.de/deutscher-werkbund/protagonisten/peter-behrens
/3/ http://www.awmagazin.de/designerlexikon/designer-architekten-mit-b/artikel/peter-behrens
/4/ http://www.mathildenhoehe.eu/mathildenhoehe/mitglieder-der-kuenstlerkolonie/peter-behrens
/5/ https://de.wikipedia.org/wiki/Darmstädter_Künstlerkolonie
/6/ Die Darmstädter Mathildenhöhe, Architektur im Aufbruch zur Moderne, Hrsg. Magistrat der Stadt Darmstadt, Kulturamt, 2003
Die Webseiten wurden am 15.07.2017 abgerufen.
Das Gebäude steht in Darmstadt auf der Mathildenhöhe, Alexandraweg 17 und ist nicht öffentlich zugänglich.
Download des Textes als PDF: D09_Haus_Behrens-Darmstadt_K22-2017