Mehr als 30 Jahre nahm sich die Stadt Köln Zeit für die Neugestaltung des Rheinau- Hafengeländes. Nach fast 90 Jahren konnte dabei ein visionärer Entwurf des russischen Avantgarde-Künstlers El Lissitzky von 1924 die Architekten inspirieren.

Nicht erst seit dem Hauptstadtflughafen weiß man, dass komplexe Architektur-Projekte manchmal länger dauern können. Im Jahr 1976 beschloss die Stadt Köln, den Rheinauhafen neu zu gestalten. Die alten Hafenanlagen am südlichen linken Rheinufer waren obsolet geworden und das Gelände bot sich für eine repräsentative und markante Neubebauung an. Das ist in Köln neben Dom und  Hohenzollernbrücke keine einfache Aufgabe.

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Die Kranhäuser beherrschen das Stadtbild an der nördlichen Rheinseite in Köln

Der Hamburger Architekt Hadi Teherani ließ sich von einem weltbekannten Entwurf des russischen Avantgarde-Künstlers El Lissitzky von 1924 inspirieren. El Lissitzky, der in Darmstadt u.a. bei Josef Maria Olbrich studiert hat, gestaltete für den Moskauer Ring als Gegenentwurf  zu den in Mode gekommenen, amerikanischen Hochhäusern einen Gebäudetyp, der die Form des Buchstabens T oder eines auf den Kopf gestellten L‘s hatte.

Der Entwurf von El Lissitzky wurde zum ersten Mal 1926 auf der Großen Berliner Kunstausstellung vorgestellt. Dem Vernehmen nach prägte der deutsche Künstler Hans Arp den Namen „Wolkenbügel“. Das auf Stelzen stehende Hochhaus hat den Vorteil, bei geringster Standfläche ein Maximum an Nutzfläche anzubieten. Realisiert wurden die Entwürfe von El Lissitzky nie.

Für die Gebäude in Köln gab es 1992 einen  Architekturwettbewerb. Hadi Teherani vom Hamburger Büro Bothe Richter Teherani und der als Miturheber benannte Architekt Alfons Linster aus Aachen/6/ bekamen erste Preise. Bis zur Grundsteinlegung 2006 sollte es 14 weitere Jahre dauern. Nach umfangreichen Planungen unter der Führung verschiedener Büros entschied man sich für eine aus dem Brückenbau entlehnte Stahlfachwerkskonstruktion für die über 60 Meter hohen Gebäude.

2008 bis 2010 wurden die Gebäude fertiggestellt. Die beiden südlichen Gebäude sind reine Bürohäuser. Sie haben 15 Stockwerke, die oberen 5 davon in zwei 48 Meter überkragenden Gebäudeteilen, die nur von einem schmalen Treppenturm gestützt werden. Das nördliche Gebäude ist mit 18 Stockwerken als Wohnhaus konzipiert und unterscheidet sich von den beiden anderen durch die hervorspringenden Balkone. Die Form der Gebäude erinnert an die früheren Hafenkräne und gab den Bauten ihren Namen „Die Kranhäuser“.

Der 40 Meter hohe, freie Durchgang unter den Häusern umschließt die alte Hafenstraße und mehrere ehemalige Lagerhäuser, die restauriert und zu sehenswerten Wohn- und Geschäftshäusern umgebaut wurden. Zahlreiche Gaststätten und Ladengeschäfte beleben das Viertel. Es entstand ein weithin sichtbares, einzigartiges Gebäudeensemble.

Einer der wesentlichen Protagonisten der russischen Avantgarde war El Lissitzky (russ. Эль Лисицкий, 1889-1941). Er hatte von 1909-14 in Darmstadt Architektur und Ingenieurwesen studiert.  Sein Entwurf der Wolkenbügel von 1925 wurde nie gebaut.
Angeregt durch die städtebaulichen Möglichkeiten solcher horizontaler Hochbauten entwarfen das Büro Bothe Richter Teherani aus Hamburg und Alfons Linster aus Aachen die drei Kranhäuser in Köln, die 2008-10 realisiert wurden.

Literatur:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/Kranhäuser
/2/ http://www.haditeherani.com/de/works/kranhäuser
/3/ http://koeln-magazin.info/rheinauhafen-koeln.html
/4/ http://www.rheinauhafen-koeln.de/171
/5/ https://www.tu-darmstadt.de/vorbeischauen/aktuell/einzelansicht_169216.de.jsp
/6/ http://lexetius.com/2009,2441
Die Webseiten wurden am 04.06.2017  abgerufen.

Die Gebäude stehen im alten Rheinauhafen in Köln, Im Zollhafen 12, 18 und 24.

Download des Textes als PDF: K03_Kranhaeuser-Koeln_K19-2017