1993 wurde in Weil am Rhein eine Betonskulptur als Feuerwache für das Gelände der Firma Vitra fertiggestellt. Es ist der erste in Gänze realisierte Bau der Anglo-Irakerin Zaha Hadid und markiert den Beginn einer eindrucksvollen Architekturkarriere.

Die in Bagdad geborene Architektin Zaha Hadid gewann mit ihren ausdruckstarken Entwürfen einen Architekturwettbewerb nach dem anderen. Doch gebaut wurde lange nichts.
Hadid hatte in Beirut Mathematik studiert, bevor sie in London unter anderem bei Rem Koolhaas Architektin wurde. Die nicht-euklidische Geometrie, Bewegung und Fluss der Dinge sollten neue Räume erlebbar machen/1/. Ihre Vorbilder fand sie in den kühnen Fantasien der russischen Avantgarde aus den 1930er Jahren um Malewitsch und El Lissitzky.
Entsprechend aufwendig und statisch herausfordernd waren ihre Entwürfe. „Unbaubar“ war für viele Jahre das Urteil der Auftraggeber. Es ist an sich ein Todesurteil für einen Architekten. Doch Zaha Hadids Beharrlichkeit und Selbstbewusstsein sollten sich auszahlen. Der Schweizer Architekturkenner und Chef der Designermöbelfirma Vitra, Rolf Fehlbaum, scheute das Risiko nicht und beauftragte nach einem verheerenden Großbrand im Jahr 1981 Zaha Hadid mit dem Bau eines Feuerwehrhauses für sein Firmengelände in Weil am Rhein.
Der Bau in Weil am Rhein sollte der erste realisierte Entwurf der Architektin werden und der Beginn einer Weltkarriere.
Zaha Hadid plante einen Bau, der durch seine äußere Form und seinen inneren Aufbau ständige Alarmbereitschaft symbolisiert. Von einem zentralen Punkt im mittleren Gebäudeteil streben alle Linien auseinander. Es gibt zwar einige wenige senkrechte Wände, doch selbst diese ordnen sich den explosiven Strukturen des Gebäudes unter. Wie Eisschollen im Polarmeer schieben sich die Betonteile übereinander. Diese Formen setzen sich im Inneren fort und erzeugen so ein beunruhigendes Raumgefühl. Die im Inneren offene Gebäudestruktur, die selbst Waschräume und Toiletten nur teilweise mit Wandscheiben abschirmt, erhöht diesen Eindruck noch. Die Architektin beschreibt: „Der ganze Bau ist erstarrte Bewegung. Er drückt die Anspannung unter Alarmbereitschaft aus und die schlummernde Kraft, die jeden Moment explosionsartig aktiv werden kann“ /3/. Der helle makellose Beton und die zurückhaltende Farbgebung dagegen unterstreichen Solidität und Perfektion.
Die Gestaltung geht einher mit einer guten Funktionalität, die man so nicht erwartet. In der Wagenhalle ist Platz für bis zu 5 Feuerwehrfahrzeuge. Es gibt eine kleine Küche, Aufenthalts- und Sozialräume sowie Platz für die Ausrüstung. Auch Erholungsflächen und eine Dachterrasse sind vorhanden. Zu seiner Zeit war es das spektakulärste Feuerwehrhaus der Welt.
Für die Feuerwehr wurde das Gebäude nur wenige Jahre genutzt. Nach einer grenzüberschreitenden Einigung mit den Stadtfeuerwehren von Basel und Weil am Rhein wurden die Feuerwehraufgaben wieder von der öffentlichen Hand übernommen.
Seither ist das Gebäude Pilgerstätte für Architekturfans aus aller Welt und wird für Veranstaltungen genutzt.
Zaha Hadid erhielt 2004 als erste Frau den Pritzker-Preis und wurde zu einer der gefragtesten Architektinnen der Welt.
Zaha Hadid (1950-2016) nahm bereits 1988 im New Yorker Museum of Modern Art an einer großen Architekturausstellung über Dekonstruktivismus teil, obwohl von ihr bis dahin noch kein einziges Gebäude realisiert wurde. Sie galt lange Zeit als Architekturtheoretikerin auf der Suche nach neuen Formen, Räume erlebbar zu machen.In Deutschland bekannt wurde Zaha Hadid durch die Bauten des Wissenschaftsmuseums Phæno in Wolfsburg und des BMW-Werkes in Leipzig.
Literatur:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/Zaha_Hadid
/2/ https://www.vitra.com/de-de/campus/architecture/architecture-fire-station
/3/ http://www.badische-zeitung.de/weil-am-rhein/revolutionaeres-feuerwehrhaus-20-jahre-vitra-firestation–72632498.html
/4/ http://blog.cairo.de/der-vitra-campus-teil-2-ein-glasbetonschiff-fuer-die-feuerwehr/
/5/ http://www.freiseindesign.com/vitra-design-campus/
Die Webseiten wurden am 24.02.2017 abgerufen.
Das Gebäude steht in Weil am Rhein auf dem Campus der Firma Vitra und ist öffentlich zugänglich.
Text als PDF downloaden: W03_Feuerwehrhaus_Weil_K14-2017