Die amerikanische Zivilverwaltung ließ sich 1951 in Darmstadt ein Verwaltungsgebäude errichten. Es wurde kurz darauf eines der ersten sogenannten Amerika-Häuser. Der Bau ist typisch für die Architektur der frühen fünfziger Jahre.
Nach Ende des zweiten Weltkrieges wurde Darmstadt schnell zu einem großen Standort der amerikanischen Streitkräfte. Zeitweise waren mehr als 10.000 Militärangehörige, teilweise mit Familien, in Darmstadt präsent. Der damit verbundene Verwaltungsaufwand erforderte eine entsprechende Administration. Deshalb beauftragte die amerikanische Zivilverwaltung die Stadt mit der Errichtung eines dafür geeigneten Gebäudes.

Der Architekt Peter Grund, seit 1947 Oberbaudirektor in Darmstadt, nahm den Auftrag der Amerikaner zum Anlass, an einem wichtigen Kreuzungspunkt des von ihm geplanten Netzes aus Magistralen und Ringstraßen einen Platz mit einer städtebaulichen Dominante zu schaffen. Er beauftragte sein eigenes Architekturbüro mit der Planung des fünfgeschossigen Baus. Das Gebäude steht quer zur Straße und grenzt an ein ehemaliges Bankhaus. Es bildet den nördlichen Ab-schluss des heute Kennedy-Platz genannten Areals. Die Fassadengliederung, die unterschiedlichen Fensterhöhen im oberen und im Erdgeschoß und der kleine Dachüberstand des fast flachen Daches sind stilprägende Elemente der Architektur der frühen fünfziger Jahre.

Das Gebäude wurde 1951 zunächst als US-Residence-Office in Betrieb genommen. Die hochwertige Bauausführung mit Kalkstein-Wandverkleidungen und den im Obergeschoß angebrachten Portraitskulpturen weist darauf hin, dass man sich über die Budgetbeschränkungen der damaligen Zeit mit Hilfe der amerikanischen Auftraggeber hinwegsetzen konnte.
Der Architekt Peter Grund war kein Bauhäusler. Seine Lehrjahre verbrachte er im Büro des Darmstädters Friedrich Pützer, einem bekannten Jugendstil-Architekten. Mit dem Bau griff Peter Grund den Zeitgeist auf. Er konnte sich in der Fassadengliederung von der monumental-klassizistischen Architektur der NS-Zeit lösen und erstellte ein funktionales Gebäude, das Bezüge aus den 1930er Jahren aufgreift. Er verzichtet zum Beispiel auf ein erhöhtes und zentral platziertes Treppenportal und setzt den Eingang auf Straßenniveau an die Seite.
Zwischen den Fenstern im Obergeschoß finden sich sieben Portrait-Skulpturen, ein für die Zeit sehr modernes Zitat des Darmstädter Jugendstils. Die Skulpturen stammen von einer Gruppe von Bildhauern um Fritz Schwarzbeck, der damals an der Darmstädter Werkkunstschule lehrte.
Bereits zwei Jahre nach der Fertigstellung des Gebäudes zog die Amerikanische Bibliothek in das Untergeschoß des Gebäudes und es wurden Räume für den Kulturbetrieb verfügbar gemacht. Das Gebäude wurde 1953 eines der Amerika-Häuser, mit denen die US-Administration die amerikanische Kultur und ein demokratisches Politikverständnis in Deutschland verbreiten wollte. 1965 wurde das Gebäude in John-F.-Kennedy-Haus umbenannt und nach einem Umbau 1966 wieder stärker für Verwaltungsfunktionen genutzt. Seit 1998 ist es Literaturhaus und beherbergt das Kunstarchiv sowie weitere kulturelle Institutionen der Stadt.
Der Architekt Peter Grund (1892-1966) war von 1947 bis 1959 Oberbaudirektor der Stadt Darmstadt. Auf seine Initiative gehen wesentliche Entscheidungen der Darmstädter Verkehrs- und Gebäudeplanung zurück. Sein Konzept fußte auf breiten Magistralen, Blickachsen und repräsentativen Plätzen mit städtebaulichen Dominanten und ist bis heute Gegenstand umfangreicher Diskussionen. So wurde das von ihm geplante doppelte Ringstraßensystem nur teilweise realisiert. Als freier Architekt errichtete er zudem in Darmstadt und Umgebung eine Reihe von weiteren Gebäuden im Stil der Nachkriegsmoderne.
Literatur:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/John-F.-Kennedy-Haus_(Darmstadt)
/2/ https://de.wikipedia.org/wiki/Amerika-Haus
/3/ http://www.darmstadt-stadtlexikon.de/j/john-f-kennedy-haus.html
/4/ https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Grund
/5/ http://www.darmstadt-stadtlexikon.de/g/grund-peter.html
/6/ Antje Voutta, Christoph Rau, American Darmstadt, Surface Book, Darmstadt 2015
Die Webseiten wurden am 01.04.2017 abgerufen.
Das Gebäude steht in Darmstadt am Kennedy-Platz, Kasinostraße 3 und ist öffentlich zugänglich.
Download des Textes als PDF: D07_Kennedy-Haus_Darmstadt_K15-2017