Seit 1999 wurde geplant, gestritten, verworfen, neugeplant und dann auch gebaut, bis das neue Besucherzentrum der Berliner Museumsinsel, die James-Simon-Galerie, 2019 eingeweiht wurde. Jetzt wurde der Architekt mit dem Pritzker-Preis geehrt.
Dauerhaft lange Schlangen kannte man in Ost-Berlin nur am Fernsehturm, um mal in den Westen zu schauen, oder vor dem Schallplattenladen, wenn es wieder mal eine Platte aus dem Westen gab. Anstehen vor dem Museum, nicht im Traum. Das sollte sich bald ändern. Als in der Schlange am Pergamonmuseum die ersten Schilder auftauchten: „Wartezeit von hier noch ca. 4 Stunden“, wurde es Ernst. Es musste gebaut werden, um die Besucher nicht im Regen stehen zu lassen.

Jetzt steht es, das neue Schlangenhaus, auf der Museumsinsel und nicht im Zoo. Und wie schon typisch in Berlin hat es lange gedauert. Die Planungen für den neuen, zentralen Empfangsbau der Museumsinsel begannen mit einem Architekturwettbewerb im Jahr 1999. Das Büro Chipperfield Architects gewann den Wettbewerb mit einem Entwurf einfacher Kuben aus Stahl und satiniertem Glas.

Es wäre nicht Berlin, wenn dann nicht erst mal das Geld ausgegangen wäre. Erst fünf Jahre später sollte es losgehen. Doch der schlichte Entwurf war bei der Bevölkerung durchgefallen. Eine prominente Bürgerinitiative formierte sich. Vom Containerdorf auf der Museumsinsel war die Rede. Dem Architekten David Chipperfield ist das nicht entgangen, und so wurde neu geplant. Es ist nicht einfach, neben dem wuchtigen Solitär des Pergamonmuseums am Kupfergraben und der filigranen Fassade des Neuen Museums eine adäquate, eigenständige Lösung zu finden. Chipperfield, der sehr viel Ehre mit dem Plan für den Wiederaufbau des Neuen Museums einheimsen konnte, suchte bei sich selbst. Er hatte 2006 mit dem Literaturmuseum der Moderne in Marbach am Neckar ein hochgelobtes Gebäude abgeliefert, das von antiken Säulenhallen wie der Akropolis inspiriert war. Er nahm die filigranen Säulen aus Marbach einfach mit nach Berlin.

Und so entstand der Plan für eine modern interpretierte Säulenhalle mit nahtlosen Anschlüssen an die bereits vorhandenen Kolonnaden der Museumsinsel.
Als es nun endlich losgehen sollte, trat ein neues Problem auf. Tragfähigen Baugrund gab es im märkischen Sand erst in 40 Meter Tiefe. Ein aufwändige Gründung mit 1200 Stahl-Betonpfählen verzögerte den Bau um weitere fünf Jahre. 2013 war dann Baubeginn.
Es dauerte nochmal fünf Jahre, bis die Empfangshalle endlich eingeweiht werden konnte. Der in fast weißem Beton ausgeführte filigrane Bau fügt sich selbstbestimmt und modern in das historische Ensemble ein. Auf drei Publikumsetagen finden sich das als Wartebereich dienende große Foyer, die zentrale Museumskasse, der direkte Zugang zum Pergamonmuseum, Zugänge ins Neue Museum, Garderoben, Café und Museumsshop, sowie ein Auditorium für 300 Zuhörer und eine Fläche für Sonderausstellungen.
David Chipperfield (geb. 1953) ist ein britischer Architekt. Er gründete 1985 in London das Büro David Chipperfield Architects. Für seine Bauten in einer filigranen und minimalistischen Formensprache wurde er mehrfach ausgezeichnet. In Berlin realisierte er den Wiederaufbau des Neuen Museums, die James-Simon-Galerie und auch die Instandsetzung der Neuen Nationalgalerie. Seit 2023 ist er Träger des Pritzker-Preises.
Literatur:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/James-Simon-Galerie
/2/ https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/james-simon-galerie/ueber-uns/profil/
/3/ https://www.bauwelt.de/rubriken/bauten/James-Simon-Galerie-Berlin-Museumsinsel-David-Chipperfield-3297187.html
/4/ https://davidchipperfield.com/project/james_simon_galerie
/5/ https://www.ad-magazin.de/article/chipperfield-james-simon-galerie
/6/ https://de.wikipedia.org/wiki/David_Chipperfield
Die Webseiten wurden am 15.03.2023 abgerufen.
Das Gebäude steht in Berlin auf der Museumsinsel an der Bodestraße.
Download der Printversion: 183_James-Simon-Galerie_Berlin_K92-2023