Es ist eines der wichtigsten Privatbauten der Moderne und gilt als eines von vier der architektonisch bedeutendsten Wohnhäuser dieser Epoche weltweit. Hans Scharoun entwarf den Bau für die Familie des sächsischen Nudelfabrikanten Fritz Schminke.

Die Produktion von Nudeln ist kein einfaches Geschäft. So hatte die 1874 gegründete Fabrik Loeser&Richter bereits eine wechselvolle Geschichte hinter sich, als 1904 der Glauchauer Textilfabrikant Wilhelm Schminke in das Unternehmen einstieg. Mit einer konsequenten Werbestrategie unter dem Label „Anker-Nudeln“ trug er zu einer weiteren Akzeptanz von Nudeln neben Kartoffeln auf dem deutschen Markt bei. Seinem Sohn Fritz Schminke gelang es dann nach 1920, die Fabrik als Markenhersteller zu etablieren. Anker-Nudeln aus Löbau waren im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde.

Das Ehepaar Charlotte und Fritz Schminke kam bei einem Besuch der Werkbundsiedlung in Breslau mit dem Architekten Hans Scharoun in Kontakt. Begeistert von den geschwungenen Linien und offenen Räumen reifte der Plan, sich von dem Architekten direkt neben der Nudelfabrik in Löbau ein Einfamilienhaus errichten zu lassen. Organische Architektur als Gegenpol zu den Kanten und Würfeln der aufkommenden Bauhaus-Architektur der damaligen Zeit.

Viel Glas, gerundete Formen und die scheinbare Leichtigkeit der Architektur prägen das Gebäude.
Das Haus ist wohldurchdacht, funktional gegliedert und strukturiert.

1932/33 wurde gebaut. Offene Räume mit großen Fenstern und Verbindung zum Garten, eine klare, funktionale Ausrichtung der Räume, viel Glas und auch moderne Möbel prägten das Bild. Durch die maritime Anmutung bekam das Gebäudes im Volksmund schnell den Namen „Nudeldampfer“. Aber genau diese eigenwillige Formensprache macht den Reiz dieses Baus aus. Das Haus hat die Zeiten überdauert. 1999 bis 2000 finanzierte die Wüstenrot-Stiftung eine umfassende Sanierung und Instand-setzung. Heute kümmert sich eine eigens dafür gegründete Stiftung um den Erhalt und Betrieb als Denkmal.

Die Verbindung zum Garten erzeugt nahezu südländisches Flair.
Die großen Glasflächen lassen den Innenraum mit dem großen Garten verschmelzen.
Leider sind von der Möbelausstattung nur noch wenige Teile erhalten, aber bereits diese Stücke zeigen die Ausgewogenheit der Gestaltung aus den 1930er Jahren.

Das Haus Schminke in Löbau zählt zu den programmatischen Bauten der Moderne zusammen mit Mies van der Rohes Haus Tugendhat in Brno, Le Corbusiers Villa Savoye in Poissy bei Paris und  Frank Lloyd Wrights Haus Kaufmann „Fallingwater“ in Pennsylvania.

Hans Scharoun (1893-1972) gilt als einer der bedeutendsten Architekten der Moderne und einer der wichtigsten Vertreter der organischen Architektur. Das Haus Schminke zählt zu seinen frühen Meisterwerken. Bekannt wurde er durch zahlreiche Bauten in Berlin, wie seinem Hauptwerk, der Berliner Philharmonie in der Nähe des Potsdamer Platzes.

Literatur:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/Haus_Schminke
/2/ https://bricks-dont-lie.de/architekt-tour-in-sachsen-auf-den-spuren-von-hans-scharoun-villa-schminke-in-loebau/
/3/ https://www.denkmalschutz.de/denkmal/villa-schminke.html
/4/ https://wuestenrot-stiftung.de/haus-schminke-loebau/
/5/ https://de.wikipedia.org/wiki/Loeser_&_Richter
Die Webseiten wurden am 03.02.2025.

Das Gebäude steht in Löbau in Sachsen in der Kirschallee 1B und kann besichtigt werden, es ist auch für Übernachtungen zugänglich.

Download der Printversion: 201_Haus_Schminke_K101-2025