Die Leipziger Baumwollspinnerei war einst die größte in Kontinentaleuropa. Nach dem Aus von 1989 wuchs mit viel Eigeninitiative auf dem Industriegelände ein bemerkenswertes Zentrum der Kunst und Kultur.
Im September 2024 kamen wie jedes Jahr mehrere tausend Menschen auf das Gelände in Leipzig, um zur Saisoneröffnung Ausstellungen zu besuchen, mit Künstlern in ihren Ateliers zu sprechen oder sich einfach nur von der wilden und kreativen Atmosphäre inspirieren zu lassen. Die ehemalige Baumwollspinnerei hat sich gemausert.

Heute ist es ein vitales Zentrum der Kunst und Kultur, das in der Konzentration auf dem Leipziger Gelände in Europa seinesgleichen sucht: Zahlreiche namhafte Galerien, Ausstellungshallen, ein Kinosaal, eine Theaterbühne, ein großes Künstlerbedarfsgeschäft, Restaurants und Cafés und über 100 Ateliers von namhaften Leipziger Künstlern.
Im Jahr 1884 ging es los. Die Leipziger Baumwollspinnerei AG kaufte ein etwa 10 Hektar großes Gelände am Karl-Heine-Kanal im Westen der Stadt. Bis 1907 entstand auf dem Gelände eine kleine Industriestadt. 20 mehrstöckige Gebäude für Produktion, Verwaltung, aber auch Wohnungen zur Unterbringung der Arbeiter und ein Kindergarten wurden gebaut. Es wurde die größte Baumwollspinnerei Kontinentaleuropas. Bis zum ersten Weltkrieg hatte das Unternehmen eigene Baumwollplantagen in Ostafrika. Bis zu 4000 Menschen arbeiteten in drei Schichten auf dem Gelände.

Die Gebäude in der typischen Gründerzeitarchitektur waren für die Ewigkeit gebaut. Mehrstöckige Maschinenhallen mit Backsteinfassaden und zu dieser Zeit bereits doppelt verglasten Fenstern sorgen für eine konstante Innentemperatur, die für die Verarbeitung der Baumwolle nötig war. Die Produktionsfläche wuchs auf 100.000 Quadratmeter. Auf 240.000 Spindeln wurde gearbeitet.
Die dreißiger Jahre brachten auch für die Baumwollspinnerei turbulente Zeiten, mit Beginn des 2. Welt-krieges wurden im Werk sogar Granaten gedreht. Einen großen Einbruch gab es nach Ende des Krieges. Im Rahmen der Reparationsforderungen wurde mehr als die Hälfte der Maschinen abgebaut und in die Sowjetunion verfrachtet. Danach ging es langsam wieder los in den Hallen in Leipzig. 1989 arbeiteten noch 1650 Menschen auf dem Gelände. 1993 wurde der Betrieb durch die Treuhand „abgewickelt“ und verkauft. Der Käufer produzierte noch bis 2000 mit 40 Beschäftigten.
Drei Enthusiasten entdeckten das Potential der „kleinen Industriestadt“ für die Kunst, und in Leipzig war wieder Gründerzeit. Sorgsam wurde saniert und erhalten und es entstand ein einzigartiges Zentrum der Kultur und Kunst.

Die Baumwollspinnerei ist ein etwa 10 Hektar großes Industriegelände im Leipziger Stadtteil Lindenau im Westen der Stadt. Das Gelände umfasst 20 gut erhaltene Industriebauten aus der Gründerzeit. Heute gibt es hier über 100 Künstlerateliers, Galerien, Ausstellungshallen, ein Kino und Theaterbühnen. Zu den alljährlichen Events besuchen mehrere Tausend Menschen das Gelände.
Literatur:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/Leipziger_Baumwollspinnerei
/2/ https://www.leipzig.de/freizeit-kultur-und-tourismus/kunst-und-kultur/museen-und-galerien/leipziger-baumwollspinnerei
/3/ https://www.spinnerei.de/
/4/ https://www.mdr.de/geschichte/mitteldeutschland/orte/leipzig/textil-baumwoll-spinnerei-leipzig-geschichte100.html
Die Webseiten wurden am 02.01.2025 abgerufen.
Das Gelände liegt in Leipzig-Lindenau, Spinnereistraße 7 und ist mit S- und Straßenbahn gut erreichbar
Hochinteressant und wie üblich bei Dir mit toll ausgeleuchteten Fotos illustriert (schönes Gegenlicht…) – wie bist Du denn auf diese Kulturstätte aufmerksam geworden? Wir waren schon ein paarmal in Leipzig, haben es aber bisher in keiner Touristinfo gesehen oder übersehen…
Herzlichen Dank Andreas
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