An den deutschen Autobahnen gibt es Hinweiszeichen für Autobahnkirchen. An der A45 im Siegerland liegt es nahe, dass dieses Zeichen als Inspiration für die Gestaltung der Gebetsstätte gedient hat.
In Deutschland gibt es 44 Autobahnkirchen und -kapellen. Meist sind diese offen für alle christlichen Glaubensrichtungen oder sogar erklärt ökumenisch. Die Einrichtungen stehen Reisenden zur stillen Einkehr zur Verfügung, meist mit langen Öffnungszeiten, häufig rund um die Uhr. Angekündigt werden die Häuser mit einem blauen Hinweiszeichen, auf dem ein weißes Kirchensymbol zu sehen ist. Dieses Hinweiszeichen könnte den Architekten der Autobahnkirche Siegerland zu ihrem Gestaltungsentwurf inspiriert haben.

Der schlichte Holzbau beeindruckt durch die klare Form der glatten, unstrukturierten, weißen Außenwände. In der Ansicht von der Autobahnseite ist die Ähnlichkeit der Kirchensilhouette zum Hinweiszeichen frappierend. Lediglich die Gebäudeecken sind abgeschrägt.
Aber der Bau ist vielfältiger. Das Gebäude steht mit großem Überhang auf einem grauen Sockel und scheint so zu schweben. Auf den ersten Blick erscheint die Kirche fensterlos. Doch die weißen Spitzen auf dem Dach an der vorderen und an der hinteren Gebäudeseite haben ein Geheimnis. Sie umschließen, nach der Innenseite gerichtet, große Fenster. Diese bringen ein mystisches Licht in den Innenraum.

Der Eingangsbereich ist mit einer weit ausladenden Rampe versehen, die dem Gebäude eine anziehende Wirkung verleiht. Außer den beiden Fenstern gibt es außen nur gerade weiße Flächen, die Origami-artig gefaltet sind.

Betritt man den Innenraum, wird man überwältigt von einer einzigartigen Atmosphäre. Die Gestaltung folgt einfachen und klaren Formen. Ein schlichtes weißes Kreuz im Licht und ein Altartisch markieren den Bau als Gotteshaus. Sonst gibt es nur rohes Holz, oder genauer gesagt, ein offenes Geflecht aus Grobholz-Spanplatten. Durch das Licht der Deckenfenster ergibt sich eine ornamentale Struktur, die sich durch den ganzen Raum zieht. Einfache Holzhocker bieten Sitzplätze für die Besucher an. Tritt man aus dem hektischen Treiben des umgebenden Autohofes und des Rast-stättenbetriebes ein, umfangen einen die Stille und die klaren Formen in einer meditativen Atmosphäre.


Der Entwurf des Baus stammt aus der Feder von schneider+schumacher Archi-tekten aus Frankfurt. Der Bau ist ein Holzständerbau. Das innere Gewölbe bilden die verschachtelten OSB-Spanplatten, die nach einer Computerberechnung individuell vorgefertigt und wie aus einem Baukasten zusammengesetzt sind. Außen ist das Holz mit einer weißen Polyurethanabdeckung beschichtet.
Das Gotteshaus ist 24 Stunden, sieben Tage die Woche geöffnet. Immer freitags finden um 18 Uhr Wochenendandachten abwechselnder Konfessionen statt.
Das Architekturbüro schneider+schumacher hat seinen Hauptsitz in Frankfurt am Main. Bekannt wurde das Büro unter anderem mit dem unterirdischen Erweiterungsbau des Städel-Museums in Frankfurt und auch der Sanierung des Ausstellungshauses auf der Darmstädter Mathildenhöhe.
Literatur:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/Autobahnkirche_Siegerland
/2/ https://www.autobahnkirche-siegerland.de/autobahnkirche.php
/3/ https://www.baunetzwissen.de/geneigtes-dach/objekte/kultur/autobahnkirche-siegerland-in-wilnsdorf-3492971
/4/ https://www.schneider-schumacher.de/projekte/project-details/39-autobahnkirche-siegerland
/5/ https://de.wikipedia.org/wiki/Autobahnkirche
Die Webseiten wurden am 26.07.2025 abgerufen.
Das Gebäude steht an der Autobahn A45 am Autohof Wilnsdorf.
Download der Printversion: 207_Autobahnkirche_Siegerland_K104-2025-1