Wer in der Schweiz hoch hinaus will, braucht nur in die Berge zu fahren. In Basel ist es anders. 73 Meter messen die Türme des Münsters. Doch die Kathedralen der Neuzeit haben andere Maßstäbe.

Das Panorama der Altstadt von Basel wird überragt von den Türmen des Münsters. So war es lange Zeit und so ist es auch heute noch, zumindest von der nördlichen Rheinseite aus gesehen. Schaut man auf die Rheinseite gegenüber, sieht es anders aus. Plötzlich überragen da zwei weiße Türme die kleinteilige Stadtansicht. Die Türme sind mehr als 100 Meter höher als das Münster und immer noch über 50 Meter höher als das bisher höchste Gebäude in der Schweiz. Egal von welcher Seite man kommt, die Türme beherrschen das Stadtbild. Als die Planungen 2006 begannen, sollte ein Turm in der Form einer Doppelhelix entstehen und selbstbewusst das Geschäft der Biopharma-Firma F. Hoffmann-La Roche repräsentieren. Auch wenn Roche schon seit den 1930er Jahren viel Wert auf repräsentative Architektur legt, war der Aufschrei groß. Nicht die projektierte Höhe von 160 Metern war damals der Stein des Anstoßes, sondern die zur Schau getragene Dominanz des Entwurfs für den Verwaltungsbau.
Das damalige Projekt wurde zurückgezogen. Das Baseler Architekturbüro Herzog&deMeuron erhielt den Auftrag, einen bescheideneren und nachhaltigen Entwurf vorzulegen. Es sollte nicht die repräsentative Verwaltung geplant werden, sondern Arbeitsräume. Die Architekten sahen, jeweils übereinander gestapelt, zwei- bis dreistöckige Blöcke mit modernen Gruppenarbeitsplätzen vor. 2700 Mitarbeiter sollten in dem Turm Platz finden.
Der Bau wurde dann auch gleich mal 18 Meter höher als der erste Entwurf. Doch offensichtlich blieb da der allgemeine Aufschrei aus.
Da ein einzelner Turm in diesem Maßstab wie ein Fremdkörper wirken würde, ließen die Bauherren gleich noch einen zweiten im Winkel versetzten Turm entwerfen. Statt 45 gab es jetzt 50 Stockwerke und statt 178 Meter hat der Bau 2 die 200 Meter überschritten.

Die beiden Hochhäuser wurden 2015 bzw. 2022 fertiggestellt. Die weißen Türme sind praktisch von jedem Ort in und um Basel sichtbar. Sie fügen sich zwar in die seit den 1930er Jahren in weiß gehaltenen Bauten des Architekten Otto Rudolf Salvisberg im Roche-Areal ein, für die Stadt selbst wirken die Bauten jedoch wie ein Solitär.


Doch damit nicht genug. Ein im besten Stil des Neuen Bauens gehaltenes Laborgebäude aus den 1930ern steht gerade auf Abriss, um Platz zu schaffen. In der Schublade liegt schon der Plan für einen dritten Turm, noch höher als die anderen beiden und wieder im Winkel versetzt, um das Ensemble mit einer damit angedeuteten Pyramidenstruktur zu vollenden.
Die Architekten Jaques Herzog (*1950) und Pierre de Meuron (*1950) gehören zweifelsfrei zu den Stars der internationalen Architekturszene. Zahlreiche repräsentative Bauten in aller Welt gehen auf das Baseler Büro zurück. Herausragend sind z.B. das Nationalstadion in Peking oder die Elbphilharmonie in Hamburg. Im Bau ist bereits das Museum der Moderne in Berlin.
Literatur:
/1/ https://www.bauwelt.de/themen/bauten/Die-Saga-vom-Turm-Basel-Bau-Eins-Roche-Herzog-de-Meuron-2532419.html
/2/ https://www.roche.ch/medien-schweiz/informationen/med-ch-2022-09-02
/3/ https://www.dreso.com/ch/projekte/details/roche-bau-2-basel
/4/ https://www.baunetzwissen.de/treppen/objekte/buero-gewerbe/roche-bueroturm-in-basel-8108190
/5/ https://de.wikipedia.org/wiki/Roche-Turm_(Bau_1), https://de.wikipedia.org/wiki/Roche-Turm_(Bau_2)
Die Webseiten wurden am 13.07 und 11.09.2025 abgerufen.
Die Gebäude stehen Basel in der Grenzacherstrasse 124.
Download der Printversion: 205_Basel_Tuerme_K103-2025